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GeschichtsZeit
Freitag, 22. Juni 2001, 23 Uhr:
KARAGANDA - Stadt der Verbannten
Ein Film von Ulla Lachauer
Redaktion: Monika Hey
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"Goldene Steppe" haben die Nomaden den Landstrich genannt, der im Frühsommer ihre Herden nährte und für ein sesshaftes Leben ungeeignet erschien. So galt es jahrhundertelang, bis die Sowjetmacht eine Eisenbahn in den Norden Kasachstans baute und damit den Beweis antrat, dass der Mensch bei 50 Grad Frost und 50 Grad Hitze leben kann. 1931 wurden die ersten Siedler - deutsche Bauern von der Wolga - in der nackten Steppe ausgeladen. Sie sollten eines der größten Kohlebecken der Welt erschließen.
Karaganda war - so Solschenizyn - die "größte Provinzhauptstadt des Archipel GULag". Ihre Erbauer waren "Kulaken" aus Russlands Westen, die Intelligenzia von Moskau und Leningrad, missliebige Grenzvölker und ab 1942 auch Kriegsgefangene, rund 150 Nationalitäten. Zeitweise waren die Deutschen die größte Gruppe, und sie haben, als nach Stalins Tod allmählich der Stacheldraht schwand, die Stadt mitgeprägt. Karaganda entwickelte sich rasch, zog die Landjugend Sibiriens an, hatte etwas zu bieten: Konsumgüter, High-Tech-Industrien, ein reges Kulturleben und die Nähe zum Weltraum in Baikonur. Seit dem Ende der Sowjetunion haben mehr als die Hälfte der 700 000 Einwohner Karaganda verlassen und der Exodus geht weiter. Die meisten Schächte stehen still, das Wasser wird knapp, im Winter platzen die Heizungsrohre. Ob die Zivilisation in der Steppe überleben kann, scheint fraglich.
Ulla Lachauer ist die erste westliche Journalistin, die diese Stadt porträtiert. Sie hat mit Verbannten und ihren jetzt erwachsenen Kindern gesprochen, die Karaganda zu ihrem Zuhause gemacht haben.
Weitere Sendungen zum Themenschwerpunkt "60. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion" im WDR Fernsehen finden Sie hier.
Links zum Thema
Literatur zum Thema in Auswahl
- Dietrich Beyrau: Schlachtfeld der Diktatoren.
Osteuropa im Schatten von Hitler und Stalin
Kleine Vandenhoeck Reihe Bd. 4021, 2000
ISBN: 3-525-34021-4, Preis: 23,80 Mark
- Mario Keßler: Heroische Illusion und Stalin-Terror.
Beiträge zur Kommunismus-Forschung
VSA 1999
ISBN: 3-87975-745-3, Preis: 32,80 Mark
- Maximilian Rubel: Josef W. Stalin
rororo Monographien Nr.50224
ISBN: 3-499-50224-0, Preis: 14,90 Mark
- Michael Schippan; Sonja Striegnitz: Wolgadeutsche.
Geschichte und Gegenwart
Dietz Verlag Berlin 1992
ISBN: 3-320-01770-5, Preis: 24,80 Mark
- Alexander Solschenizyn: Der Archipel GULAG, Bd. 1
rororo Taschenbücher, Nr.14196
ISBN: 3-499-14196-5, Preis: 19,90 Mark
Bd. 2: Arbeit und Ausrottung; Seele und Stacheldraht
rororo Taschenbücher, Nr.14197
ISBN: 3-499-14197-3, Preis: 18,90 Mark
Bd. 3: Die Katorga kommt wieder; In der
Verbannung; Nach Stalin
rororo Taschenbücher, Nr.14198
ISBN: 3-499-14198-1, Preis: 16,90 Mark
- Alexander Solschenizyn: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Knaur Taschenbücher, Nr.61626
ISBN: 3-426-61626-2, Preis: 12,90 Mark
- Ralf Stettner: 'Archipel GULag'. Stalins Zwangslager
- Terrorinstrument und Wirtschaftsgigant.
Entstehung, Organisation und Funktion des sowjetischen Lagersystems 1928-1956.
Schöningh 1996
ISBN: 3-506-78754-3, Preis: 78 Mark
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