Kulturnachrichten

11. April 2001

Rosa-Courage-Preis für Christina Schenk

Am 24. April um 18 Uhr wird im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses zum zehnten Mal der vom Festivalteam "Gay in May" gestiftete Preis "Rosa Courage" verliehen. Dieser Preis geht alljährlich an eine Person, die sich kontinuierlich mutig und engagiert für die Belange Schwuler und Lesben eingesetzt hat. In diesem Jahr erhält ihn die Bundestagsabgeordnete und familien- sowie lesben- und schwulenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion, Christina Schenk.

Christina Schenk engagiert sich seit Jahren politisch für die Beseitigung von Diskriminierungen, die Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung erfahren. Ein Kernstück ihrer politischen Aktivitäten ist die Auseinandersetzung mit der fehlenden staatlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. So betonte sie im Deutschen Bundestag, dass die Forderung nach gleichen Rechten für Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, auch die vollständige Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare einschließen müsse. Es gebe ihrer Ansicht nach keinen Grund, Lesben und Schwulen die Rechte vorzuenthalten, die heterosexuelle Menschen haben. Die Politikerin vertritt aber auch den Standpunkt, dass die Forderung nach dem Heiratsrecht nicht mit den tatsächlichen Lebensverhältnissen der Schwulen und Lesben übereinstimme. Die Realität lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender und sonstigen Lebens sei schon immer vielfältiger gewesen, als dass sie sich in das Korsett des Rechtsinstituts Ehe pressen lasse, so Schenk. Die Entwicklungen in jüngerer Zeit zeigten, dass auch heterosexuelle Beziehungen weniger bereit seien, sich den Rahmenbedingungen, Folgewirkungen und nicht zuletzt auch den Eigendynamiken der Ehe zu unterwerfen.

Neben ihrem Engagement für die Regelung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen hat sich Christina Schenk auch für die Aufhebung aller NS-Unrechtsurteile gegen homosexuelle Männer und eine entsprechende Entschuldigung eingesetzt. Sie hat Gewalt gegenüber lesbischen Frauen thematisiert und einen Entwurf eines Gesetzes zur beruflichen Gleichstellung von Prostituierten und anderen sexuellen Dienstleistenden in den Bundestag eingebracht.

Die bisherigen "Rosa Courage"-Preisträgerinnen und - träger waren unter anderem Claudia Roth, Dr. Rainer Marbach, Dr. Gisela Bleibtreu-Ehrenberg, Dr. Hans Georg Wiedemann und Maria Sabine Augstein. Die Preisverleihung ist zugleich der offizielle Auftakt der 24. Osnabrücker schwul-lesbischen Kulturtage "Gay in May".



Osnabrück-Net Letzte Änderung: 11.4.2001