Berlin
Victoria-Theater

errichtet 1856-59
Architekt Eduard Titz

"Es lag in der Absicht des Bau-Unternehmers Herrn Cerf, für Preußens Hauptstadt eiater zu gründen, welches sowohl in seiner ganzen Anlage eines der größten Theater der Welt, als in seiner Ausschmückung eines der prachtvollsten Gebäude der Stadt Berlin sein sollte.
Den ersten Bauplan entwarf Herr Ober-Baurath Langhans. Später wurde das Programm des Baues von Seiten des Unternehmers verändert. Dies gab dem Herrn Architekten Titz Gelegenheit, ein dem neuen Programme entsprechendes Projekt auszuarbeiten, wobei ihm der erste Entwurf in manchen Beziehungen als Leitfaden diente." (Erklärung und Beschreibung zu E. Titz's Entwürfen. Vgl. Quellen)

Das für den Bau erworbene Areal zwischen Münzstraße und Hirtengasse war mit ca. 60 x 240 m ein riesiges Grundstück. Allerdings war das Theater auch für die unglaubliche Grundfläche von 10.000 qm geplant - drei- bis viermal soviel, wie der Platzbedarf eines üblichen Stadttheaters ausmacht. Die Größe kam zustande, weil es sich bei dem Bau um ein Doppeltheater handelte, dessen Bühne von einem Winter- und einem Sommertheater gemeinsam genutzt wurde.

Der Architekt H. Kämmerling erläuterte diesen Plan 1860 so: "Wenn sich auch im Allgemeines der Begriff von einem Sommertheater dahin festgestellt hat, daß wir uns unter demselben ein offenes Theater, ohne Seitenwände, leicht von Holz erbaut, denken, so ist bei dem vorliegenden Plane diese Idee völlig aufgegeben worden. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß ein offenes, nicht verschließbares Theater für unser Klima nicht zulässig ist, weshalb auf die früher offenen Sommertheater der Friedrich-Wilhelmstadt und es Herrn Wallner hier, jetzt dergestalt umgebauet sind, daß beide von der Veränderlichkeit des Wetters nicht berührt werden können.
Aus diesem Grunde, sowie andererseits aus der Aufgabe: ein Theater zu schaffen, dessen combinirte Räume die größten Sale zu Bällen und Redouten hergeben sollen, so wurde Anlage so getroffen, wie die vorliegenden Tafeln zeigen." (Ebd.)

Um den gewaltigen Bau zu finanzieren, sollte dem Theater zur Münzstraße hin ein Gebäude vorgelagert werden, das im Mittelteil einen Konzertsaal, in den Seitenflügeln aber Geschäfte und Mietwohnungen unterbringen sollte. Das Geld ging jedoch schon in der Baupahse aus, so dass die Pläne nur sehr vereinfacht umgesetzt wurden. Eröffnet wurde das Sommertheater im Dezember. Seit den 70er Jahren wurde es als Hinterbühne genutzt.

Das Victoria-Theater bot mit seinen drei Rängen (und einer Galerie) über 1.400 Zuschauern Platz. Um diese Massen anzuziehen, wurden aus Paris importierte Ausstattungsstücke gegeben, die v.a. auf Bühneneffekte setzten. Das Haus wurde 1891 abgerissen.

Berlin. Das Entwurfszeichnung des Victoria-Theater vom Garten aus.
Berlin. Geplanter Grundriss des Victoria-Theaters. Rechts die Front zur Münzstraße, links die Gartenseite mit dem Zuschauerraum des Sommertheaters (S). Die Bühne (B) teilen sich Sommer- und Wintertheater (W). Dieser Plan kam nur verändert zu Ausführung!