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WUPPERTAL
Geständnis in vier Fällen: Narkosearzt Dino E. aus Remscheid soll im Helios-Klinikum seine Schüler betäubt, missbraucht und gefilmt haben.
Missbrauch in der Klinik: Arzt gekündigt

Schock bei Helios in Barmen: Ein Narkosearzt hat gestanden, seine Schüler in Klinikräumen betäubt, missbraucht und gefilmt zu haben.

Wuppertal. Es war ein schwerer Gang für Hans Walter Singer. Der Helios-Verwaltungsleiter trat gestern vor die Presse und mühte sich um Schadensbegrenzung: "Patienten sind von den Übergriffen nicht betroffen", sagte er in die Runde. Singer weiter: "Der Arzt ist bereits vom Dienst suspendiert. Die fristlose Kündigung wurde postalisch zugestellt. Der Mann hat Hausverbot."

Gemeint ist der 36 Jahre alte Dino E. aus Remscheid. Ausgebildeter Narkosearzt, seit fünf Jahren bei Helios in Barmen tätig. Keine Einträge in die Personalakte. Ein loyaler und vor allem kompetenter Mitarbeiter. Spezialgebiet: Ausbildung für den Bereich Rettungswesen. Doch genau diese Position soll der Remscheider in mindestens vier Fällen ausgenutzt haben, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Viermal soll er junge Männer, die bei ihm lernten, zu angeblichen Medikamententests überredet haben.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war die Masche immer dieselbe. Er holte die Schüler zu Hause ab, fuhr mit ihnen vorzugsweise abends und am Wochenende nach Barmen. In Räumen der Helios-Klinik verabreichte er ihnen per Spritze das Betäubungsmittel Dormikum, wartete auf die Wirkung und missbrauchte dann sein Opfer.

Das Geschehen nahm er gleichzeitig per Videokamera auf. Seinen Opfern hatte er zuvor erklärt, es handele sich lediglich um die Dokumentation für den angeblichen Medikamentversuch.

Doch eines der Opfer ein junger Brandmeisteranwärter aus Köln-Weidenpesch wurde während des falschen Versuchs wach. Noch wichtiger: Eine Woche später erstattete er Anzeige gegen Dr. E. aus Remscheid. Die Kripo fuhr mit dem Kölner zur Helios-Klinik, der die Räumlichkeiten prompt als Tatort wiedererkannte. Wenig später standen die Fahnder auch bei dem Mediziner er wohnt im Haus der Eltern in Remscheid in der Privatwohnung.

Dort fanden sich Videokassetten, auf denen die sexuellen Übergriffe samt Täter und Opfer zu sehen sein sollen. Laut Staatsanwaltschaft legte der Remscheider daraufhin ein umfassendes Geständnis in insgesamt vier Fällen ab.

Noch am selben Tag wurde Haftbefehl unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von widerstandsunfähigen Personen erlassen, wenig später aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Der Mann durfte nach Hause gehen. Eine Entscheidung mit Folgen. Wie die WZ erfuhr, unternahm der Mann zu Hause einen Selbstmordversuch, wurde von seinen Eltern mit einer Spritze im Arm gefunden.

Er überlebte und soll sich anschließend freiwillig zur Behandlung in ein psychiatrisches Krankenhaus begeben haben. Heute muss er sich wie ab sofort jeden Mittwoch bei der Polizei melden. Ansonsten wartet der geständige Mediziner in Freiheit auf den Ausgang des laufenden Ermittlungsverfahrens.

Bei Helios hat man längst die Konsequenzen gezogen. Die fristlose Kündigung wurde unter anderem bereits mit dem Betriebsrat abgestimmt. Die Geschichte des Dr. E. hat die komplette Belegschaft in einen Schock-Zustand versetzt. Dabei scheint klar, dass sich solche Ausnahmefälle nicht vermeiden lassen. Der Narkose-Arzt hatte Schlüsselgewalt, war im Haus bekannt.

"Wir können doch nicht alle unsere 300 Ärzte unter Generalverdacht stellen", sagt Helios-Sprecher Klemens Kunsleben. Dennoch werde es natürlich Gespräche mit den einzelnen Klinikdirektoren über den Fall geben. Und: Vorsorglich werden einige Schlösser bei Helios ausgetauscht. Die Kosten dafür sie liegen im dreistelligen Bereich sind wohl zu verschmerzen.

Auch bei der Feuerwehr sitzt der Schock über das Sex-Geständnis von Dr. Dino E. tief. Wie die WZ gestern erfuhr, galt der Remscheider vor allem in Ausbildungsfragen als kompetent. Auch in seiner Freizeit soll er Fortbildungen geleitet haben. Gegenüber der WZ räumte Feuerwehr-Chef Siegfried Brütsch gestern ein, dass es schon vor den polizeilichen Ermittlungen die Beschwerde eines Schülers über einen Übergriff des Ausbilders gegeben hat.

Er habe den Mediziner damit konfrontiert, sich dessen Version angehört und Konsequenzen gezogen. So sei E. schon vor Wochen von den ihm obliegenden Prüfungsaufgaben abgezogen worden. Laut Brütsch standen weitere Gespräche an. Die sind jetzt obsolet. Brütsch zur WZ: "Der Mann wird nie wieder für uns arbeiten."

HINTERGRUND
Viermal die Opfer mit Geld geködert

Nach den Ermittlungen der Staatsanwalt hat der Narkose-Arzt E. vier Mal seine sexuellen Neigungen in Räumen der Helios-Klinik in Barmen ausgelebt. Dabei hat er offenbar seine Position als Prüfer für Rettungsschüler ausgenutzt. Der erste Fall datiert vom Jahreswechsel 2004/05. Das Opfer: ein Brandmeisteranwärter. Aus Oktober 2005 datiert der zweite Fall.

100 Euro soll der Mediziner damals einem seiner Rettungsschüler (Jahrgang 1978) für die Teilnahme an einem angeblichen Medikamentenversuch geboten haben. Laut Staatsanwaltschaft stand der junge Mann unter Druck, weil er Probleme mit einer Prüfung hatte. E. soll Nachhilfe angeboten haben.

Ähnliche Voraussetzungen haben die Ermittler in den übrigen Fällen entdeckt: Demnach wurde Anfang Januar dieses Jahres wieder ein Brandmeisteranwärter Opfer, wie auch beim jüngsten Fall aus diesem Monat. Dabei soll der Arzt 170 Euro in Aussicht gestellt, letztlich 120 Euro gezahlt haben. Die Strafanzeige konnte er damit nicht mehr verhindern.

30.08.06
Von Andreas Spiegelhauer

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