Reportage - VOX

Traumkarrieren - Vom Tellerwäscher zum Millionär

760.300 Millionäre gibt es in Deutschland, also Menschen, die ein Privatvermögen von einer Million Euro oder mehr besitzen. Den meisten ist ihr Reichtum in den Schoß gefallen, und die "klassischen Tellerwäscher, die zum Millionär wurden", gibt es selten. stern TV Reportage hat drei von ihnen gefunden.

Während bis zum Jahr 2004 die Zahl der Millionäre stetig stieg, ist sie seit zwei Jahren in Deutschland rückläufig, meldet der jüngste "World Health Report". Die meisten Millionäre gibt’s in Nordrhein-Westfalen.

Oliver E. (22) ist Millionär: Seine Firma Dacapo wird auf zwei Millionen Euro geschätzt. Die Karriere des Brandenburgers begann vor acht Jahren, also als Oliver 14 war. In seinem Kinderzimmer entwarf der Teenager eine Carport-Webseite für einen Schülerwettbewerb. Und plötzlich wurde Oliver E. mit Anfragen zum Bau eines Carports aus ganz Deutschland überrannt. Er hängte seinen Tankstellen-Aushilfsjob an den Nagel und gründete - neben der Schule - vom Kinderzimmer aus seine Firma. Die Mutter half ihrem Sohn, eine Nachbarin wurde zur Sekretärin gemacht. Mittlerweile ist der Erfolg gigantisch.

Probleme gab es mit der Vorfinanzierung: Die Banken waren skeptisch, als ein pickliger Junge auf einem Mofa bei ihnen für einen 10.000 Euro-Kredit anklopfte. Trotzdem hat er's geschafft. Schon mit 18 baute er sich ein luxuriöses 350-Quadratmeter-Haus. Dort lebt er allein, eine Freundin hat er nicht. Seine Firma hat mittlerweile über 60 Mitarbeiter.

Für Susanne S. (49) begann alles 1980 in einem Gemüsegarten zwischen Hühnern und der Vision vom besseren Leben. Die Bäuerin pflanzte auf ihrem Hof in Schleswig-Holstein Zwiebeln an, aus der Ernte kochte sie einen vollvegetarischen Bio-Brotaufstrich, den sie im Nachbardorf verkaufte. Die Leute waren begeistert und wollten mehr. "Irgendwann konnte ich meine Handgelenke nicht mehr bewegen vom Zudrehen der Gläser". Maschinen mussten her und Menschen, die für sie arbeiten. Mittlerweile ist aus der Öko-Bäuerin eine erfolgreiche und reiche Unternehmerin geworden. In ihrer 2.000 Quadratmeter großen Fabrik produziert sie täglich 40.000 Gläser mit Biokost: Ketchup, Senf, Saucen. Ihre Firma erwirtschaftet jährlich fünf Millionen Euro Umsatz.

Klaus B. (64) fing tatsächlich als Tellerwäscher an, bevor er sich zum Millionär hocharbeitete. Auf Sylt musste er als junger Mann im Hotel Atlantik für ein paar Mark Fischteller spülen. Als er ein paar Tausend Euro gespart hatte, kaufte sich der extrovertierte Lebemann ein heruntergekommenes Haus am Rande von Frankfurt. Grundstein für eine Karriere als Immobilienspekulant. In den 60er und 70er Jahren macht er mit dem Kauf und Verkauf von Häusern ein Vermögen. Später lebt er als Aussteiger auf Ibiza, an der Côte d´Azur und in Florida. Anfang der 90er kaufte er sich ein Schloss in der Nähe von Frankfurt, in seiner Garage stehen diverse Luxuskarossen. Außerdem sammelt der schrille Millionär teure Kunst und schreibt Bücher, hauptsächlich über sein wildes Millionärsleben.