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Museumsinsel: Im Kosmos der Künste
Stück für Stück wird auf der Spreeinsel in Berlins historischer Mitte ein von Krieg und Verfall zerstörter Traum wieder wahr: Im Pergamonmuseum wird das größte Universalmuseum der Welt zu neuem Glanz gebracht
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Als die "kombinierte Bomberoffensive" beginnt, liegt die Hauptstadt unter einer geschlossenen Wolkendecke. Nicht einmal das tiefe Brummen der viermotorigen Propellermaschinen ist zu hören. Die Kampfflieger der Royal Air Force haben die Aufgabe, "das deutsche Volk zu demoralisieren bis zu einem Punkt, an dem seine Widerstandskraft gebrochen ist". Hitlerdeutschland soll endlich kapitulieren. Die ersten Großangriffe auf das Zentrum Berlins im November 1943 legen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche. Mehrere Bomben durchschlagen die 20 Meter hohe und 38 Meter lange Treppenhalle des Neuen Museums und vernichten die preußische Weltgeschichte: sechs monumentale Wandfresken Wilhelm von Kaulbachs mit einer Gesamtlänge von 75 Metern. Der Turm zu Babel, die griechische Antike, das heilige Jerusalem, die Hunnenschlacht, die Kreuzzüge und die Reformation zerfallen in der Hitze zu Staub.
Kampfbomber setzen das Zentrum in Flammen
Kein Tag und keine Nacht mehr vergehen nun ohne Fliegeralarm. Am 3. Februar 1945 erreichen die Angriffe ihren Höhepunkt. Hunderte von Kampfbombern setzen das Zentrum in Flammen. Der griechische Saal des Neuen Museums stürzt in den altägyptischen Tempelhof. In der benachbarten Alten Nationalgalerie birst das Dach und fällt krachend in die deutsche Romantik. Volltreffer zerstören die Große Kuppel des Kaiser-Friedrich-Museums (des heutigen Bode-Museums) und zerschmettern die Renaissance. Im Pergamonmuseum fällt ein Turm des Wüstenschlosses von Mschatta in die vorderasiatische Abteilung, auch das Markttor von Milet wird getroffen. Im Alten Museum brennt es lichterloh. Stadtschloss, Altes Palais, Zeughaus, Museumsinsel - die historische Mitte Berlins wird zum Trümmerfeld.
Die Liquidierung Preußens
In Gummistiefeln stehen die Kustoden im Mai 1945 in den Regenpfützen vor den Resten des Pergamonaltars. Die blau glasierten Ziegel des Ischtartors sind geplatzt und übersäen als Scherben die Prozessionsstraße von Babylon. Mit Treckern wird der kostbare Schutt zu Lagerhallen und Depots transportiert: vorderasiatische Basalt- und Granitbrocken, griechische Marmorbruchstücke und römische Tonscherben, barocke Putz- und klassizistische Gipsfragmente. Die berühmten Sammlungen, während des Krieges in Flakbunkern oder Bergwerken untergestellt, sind von den Siegermächten beschlagnahmt, als Trophäen verschleppt, geplündert oder durch Brände beschädigt. Den spärlichen Rest trennt der Kalte Krieg in zwei Hälften. Aber Nachtrauern hilft nichts. Die von den Alliierten verordnete Liquidierung Preußens verlangt einen radikalen Neubeginn, nicht nostalgische Kontinuität. Drei, zehn, ja 50 Jahre lang sind die Museumsruinen nun der Witterung ausgesetzt.
Heute, nach 50 Jahren der Stagnation, nach unverhoffter Wende und Wiedervereinigung, wird wieder gebaut. Für 1,5 Milliarden Euro soll eine zusammenhängende "Bildungslandschaft" auf die neuen Betonpfähle der Spreeinsel gesetzt werden, ein "Kosmos der Künste", der die deutsche Kulturnation und ihr künftiges politisches Gewicht in der Welthauptstadt würdig ihren Schubladen gehabt: Unmittelbar nach der Wende verständigen sie sich in einer Denkschrift auf das ehrgeizige Konzept. Es fordert die Sanierung der fünf lädierten, technisch veralteten Baudenkmäler und die Gestaltung der Museumsinsel als Ganzes. Die Gutachter der UNESCO - der Kulturorganisation der Vereinten Nationen - die Berliner Museumsinsel auf die Liste des zu schützenden Weltkulturerbes. Seither versucht der Leiter der "Planungsgruppe Museumsinsel", der britische Architekt David Chipperfield, aus den fünf vorhandenen Museen eine Einheit zu formen, die allen nationalen und internationalen Ansprüchen genügt.
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