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Doping-Verdacht bestätigt

Auch Landis' B-Probe ist positiv

Der Gewinner des berühmtesten Radrennens der Welt hat die diesjährige Frankreich-Rundfahrt nun definitiv zur Tour de Farce gemacht. Neun Tage nach dem ersten Dopingbefund wurde heute das Ergebnis der B-Probe veröffentlicht. Auch die ist positiv. Sein Team reagierte sofort und entließ den den US-Profi fristlos.

Floyd Landis am Tag vor seiner wundersamen Auferstehung; Rechte: dpa

Das Spiel ist aus. Nach der positiven B-Probe gilt Toursieger Floyd Landis als des Dopings überführt.

Das Ergebnis des Dopingtests gab der Weltradsportverband UCI Samstag in Paris bekannt. Im IOC-Labor Chatenay-Malabry nahe der französischen Hauptstadt wurde nach der A- auch die B-Probe analysiert. Auch sie enthält einen zu hohen Testosteronwert. Die Anti-Doping-Kommission der UCI hat den amerikanischen Radsportverband gebeten, ein Disziplinarverfahren gegen Landis einzuleiten. Die zweite und entscheidende Probe war am Donnerstag in Anwesenheit von drei Landis-Anwälten sowie Vertretern der US-Antidoping-Agentur (USADA) und der UCI geöffnet worden.

Endgültige Entscheidung frühestens im Dezember

In knapp drei Wochen wird die USADA alle Beteiligten anhören und anschließend eine Entscheidung treffen. Diese könnte Landis allerdings vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anfechten. "Die Entscheidung heute ist erst der Beginn eines langen Prozesses. Wir rechnen frühestens im Dezember oder Januar mit einer endgültigen Entscheidung", betonte Landis-Anwalt Jose-Maria Buxeda.

Landis' Rennstall Phonak gab nach der Veröffentlichung der positiven B-Probe unverzüglich die bereits im Vorfeld angekündigte fristlose Entlassung seines Kapitäns bekannt. Landis habe gegen den internen Ethik-Code des Teams verstoßen, heißt in der ersten Stellungnahme.

Landis beteuert weiter seine Unschuld. Auf seiner englischen Homepage gibt sich der US-Amerikaner trotz der vernichtenden Analyse der P-Probe ebenso stur wie kämpferisch. "Ich habe niemals eine verbotene Substanz genommen. Ich war der stärkste Fahrer der Tour de France. Aus diesem Grund bin ich der Champion."

Künstliches Testosteron in Landis' Körper

Hintergrund

Testosteron ist ein männliches Sexualhormon und gehört zu den aufbauenden (anabolen) Wirkstoffen. Sie werden von einigen Leistungssportlern im Training verwendet, um mehr Muskeln zu bilden und damit bessere sportliche Resultate zu erzielen. In Wettkämpfen sorgt das Hormon für eine bessere Regenerationsfähigkeit. Außerdem macht es schmerzunempfindlicher und aggressiv. Testosteron gehört zu den verbotenen Doping-Substanzen.

 

Epitestosteron ist eine
Substanz, die den Gebrauch von Testosteron verschleiern soll. Für den Nachweis eines Dopingverstoßes wird das Testosteron/Epitestosteron– Verhältnis herangezogen. Ist mehr Epitestosteron im Urin, sinkt der Anteil des Testosterons. Der zulässige Grenzwert der beiden Stoffe ist ein Verhältnis von 4:1.

Doch die positiven Dopingproben von Tour-de-France-Sieger Floyd Landis enthalten synthetisches Testosteron. Das bedeutet, dass das bei dem Amerikaner entdeckte Hormon nicht auf natürliche Weise produziert worden sein kann. Das sagte der Chef der französischen Anti-Doping-Kommission, Pierre Bordry. "Ich habe vom Chatenay-Malabry-Laboratorium eine Mitteilung erhalten, die besagt, dass die B-Probe von Floyd Landis' Urin Testosteron enthält, das von außen eingeführt worden ist." Bordry bestätigte damit einen Bericht der "New York Times" vom Dienstag. In der US-Zeitung stand auch, dass bereits die A-Probe einen überhöhten Testosteron-Wert von 11:1 im Verhältnis zu Epitestosteron aufgewiesen habe.

Landis war am 20. Juli nach seinem Erfolg auf der 17. Etappe nach Morzine zur Urinprobe gebeten worden. Das war der Tag, an dem der Amerikaner nach seinem dramatischen Einbruch bei der Frankreich-Rundfahrt wie ein Phönix aus der Asche aufgestiegen war.

Der Amerikaner ist jedoch nicht der erste offensichtlich gedopte Gewinner der Tour de France. Der Spanier Pedro Delgado kann diesen wenig schmeichelhaften Titel seit 1988 für sich in Anspruch nehmen. Im Körper des Toursiegers fanden sich Mittel, die Leistungs steigernde Mittel verschleiern. Allerdings standen sie zu dem Zeitpunkt nicht auf der Doping-Liste der UCI. Der Weltradsportverband korrigierte diesen Fehler im System - 15 Tage nach der Frankreich-Rundfahrt. Floyd Landis ist jetzt allerdings der erste Toursieger, dem der Titel wegen Dopings aberkannt werden könnte.

Der 30-jährige Amerikaner muss jetzt mit einer zweijährigen Sperre und für vier Jahre mit dem Ausschluss aus der ProTour rechnen. Auch dem Team Phonak drohen Konsequenzen. Der Rennstall steht möglicherweise sogar vor dem Aus.

Konsequenzen für Phonak?

Ob Phonak überhaupt noch eine ProTour-Lizenz vom Weltverband UCI erhalten wird, scheint mehr als fraglich. Denn kein Team wurde in den vergangenen Jahren so oft mit Doping in Verbindung gebracht wie die Schweizer Mannschaft. Landis ist schon der zwölfte Name der phonak-internen "Hall of Shame". In ihr finden sich prominente Fahrer wie Ex-Weltmeister Oscar Camenzind - der Schweizer wurde Mitte 2004 der EPO-Einnahme überführt - und Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton. Er wurde 2004 bei der Vuelta wegen Blutdopings gesperrt.

Vor der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt traf es Enrique Gutierrez und Santiago Botero. Beide wurden wegen einer möglichen Verwicklung in den spanischen Blutdopingskandal um den Mediziner Eufemiano Fuentes von ihrem Teams suspendiert, um einem offiziellen Ausschluss von der Tour de France zuvorzukommen.

Stand: 05.08.2006; 17.15 Uhr

 

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