Zurück zur Hauptseite

Friedrich Schaal,

[Bruchstückweise Nachrichten über das Gotteshaus Gräfinthal, die Erbauung desselben, die Wunderwerke, so von Anfang an zu Ehren der Mutter Maria erzeigt worden]

o.O. 1671.

- Vorläufige Edition -

(Editionszustand vom 24. November 2002.)


Gliederung:

[0. Zu dieser Ausgabe]
[1. Widmungsschreiben]
[2.] Facultas R. P. Vicarii Generalis Gallo.Belgicae
[3.] Alia Approbatio
[4.] An den Christlichen Leser
[5.] Das Erste Capitel
   [5.1.] Erste Theil: Klostergründung
   [5.2.] Der Ander Theil: Geschichte von Konvent und Wallfahrt
   [5.3.] Der dritte Thail: Theorie der Wunder
[6.] Das 2. Capitel: Exempelsammlung
   [6.1.] Anderer Theil
     [6.1.1.] Das 1. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Lautzkirchen
     [6.1.2.] Das 2. Exempel: s.o.; Luxemburg
     [6.1.3.] Das 3. Exempel: s.o.; s.o.
     [6.1.4.] Das 4. Exempel: s.o.; Völklingen
     [6.1.5.] Das 5. Exempel: Belebung einer Totgeburt; Püttlingen
     [6.1.6.] Das 6. Exempel: Heilung eines "Geschwulstes"; Trier
     [6.1.7.] Das 7. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Hentern bei Zerf
     [6.1.8.] Das 8. Exempel: Heilung eines von einem Pferd getretenen Kindes; Webenheim
     [6.1.9.] Das 9. Exempel: Gefangenenbefreiung
     [6.1.10.] Das 10. Exempel: s.o.
     [6.1.11.] Das 11. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes: Webenheim
     [6.1.12.] Das 12. Exempel: s.o.; Niedaltdorf
     [6.1.13.] Das 13. Exempel: Belebung einer Totgeburt; Holzen
     [6.1.14.] Das 14. Exempel: Rettung eines gestürzten Kindes; Göllsdorf bei Rottweil?]
     [6.1.15.] Das 15. Exempel: Rettung eines Jugendlichen nach einem Unfall in einer Mühle;
     [6.1.16.] Das 16. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Siersburg
     [6.1.17.] Das 17. Exempel: Heilung eines schwerkranken Mannes; "von Bußdorff"; Erwähnung der Rosenkranz-Bruderschaft
     [6.1.18.] Das 18. Exempel: Heilung eines fehlgebildeten Mädchens; Andeck
     [6.1.19.] Das 19. Exempel: Heilung eines von einem Pferd getretenen Kindes; Pinningen, Gemeinde Gersheim
     [6.1.20.] Das 20. Exempel: Heilung eines kranken Knaben; Mehlbach bei Kaiserslautern
     [6.1.21.] Das 21. Exempel: Heilung eines kranken Knaben; Behringen?
     [6.1.22.] Das 22. Exempel: Heilung eines Kindes, das einen Gegenstand verschluckt hatte;
     [6.1.23.] Das 23. Exempel: Heilung eines nach der Geburt verstorbenen Säuglings; Blitterdorf
     [6.1.24.] Das 24. Exempel: Heilung eines an seinem Brei erstickten Mädchens; o.O.
     [6.1.25.] Das 25. Exempel: Gefangenenbefreiung
     [6.1.26.] Das 26. Exempel: Rettung eines beim Einsturz des Hauses verletzten Kindes; Breitfurt
     [6.1.27.] Das 27. Exempel: s.o.; o.O.
     [6.1.28.] Das 28. Exempel: Rettung eines in einen "Heukrappen" gefallenen Mädchens; Liesdorf
     [6.1.29.] Das 29. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Rohrbach-les-Bitche, Frankr.
     [6.1.30.] Das 30. Exempel: Rettung eines bei der Mutter im Schlaf erstickten Kindes; "Eulingen"
     [6.1.31.] Das 31. Exempel: verdorben
     [6.1.32.] Das 32. Exempel: Rettung eines plötzlich verstorbenen Kindes; "Liringen"
     [6.1.33.] Das 33. Exempel: Heilung einer Frau und zweier Kinder von der Pest; "Wolpersweiler"
     [6.1.34.] Das 34. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Habkirchen
     [6.1.35.] Das 35. Exempel: Rettung eines verstorbenen Kindes; "Rockendorf auf der Ridt"
     [6.1.36.] Das 36. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Alten/Alben
     [6.1.37.] Das 37. Exempel: Rettung einer Totgeburt; Beckingen]
     [6.1.38.] Das 38. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Mannes; Husendorff (Nied)
     [6.1.39.] Das 39. Exempel: Heilung einer pestkranken Frau; "Welschland"
     [6.1.40.] Das 40. Exempel: Rettung eines erstickten Kindes; Altorff / eines von einem Wagen überfahrenen Kindes; "Sultzen"
     [6.1.41.] Das 41. Exempel: Heilung eines pestkranken Mädchens
     [6.1.42.] Das 42. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Fechingen (Saarbrücken)
     [6.1.43.] Das 43. Exempel: ein Kind kann getauft werden; "Laar"
     [6.1.44.] Das 44. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; "Altendorff bey Bischoffshainrich"
     [6.1.45.] Das 45. Exempel: s.o.; "Tedingen bey Freißdorff"
     [6.1.46.] Das 46. Exempel: Heilung zweier Kinder; "Altorff"
     [6.1.47.] Das 47. Exempel: Heilung eines Kindes; Zweibrücken
     [6.1.48.] Das 48. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; "Hünlingen"
     [6.1.49.] Das 49. Exempel: s.o.; "Danfasel"
     [6.1.50.] Das 50. Exempel: Rettung einer gebärenden Frau; Saarvolcklingen
     [6.1.51.] Das 51. Exempel: Heilung eines zerschossenen Auges; o.O.
     [6.1.52.] Das 52. Exempel: Rettung eines heruntergestürtzen Kindes; o.O.
     [6.1.53.] Das 53. Exempel: s.o.; Siersberg
     [6.1.54.] Das 54. Exempel: Heilung einer gelähmten Frau; Losen
     [6.1.55.] Das 55. Exempel: Heilung einer Frau; Dür-Castell
     [6.1.56.] Das 56. Exempel: Heilung eines Kindes: Leistenbruch; "aus dem Kellertal von Sprenten
     [6.1.57.] Das 57. Exempel: Rettung einer heruntergestürtzen Frau; "bey Esch auf der Surren"
     [6.1.58.] Das 58. Exempel: Rettung einer gebärenden Frau; Peppenkum
     [6.1.59.] Das 59. Exempel: Rettung eines heruntergestürtzen Kindes; Bous
     [6.1.60.] Das 60. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Püttlingen
     [6.1.61.] Das 61. Exempel: s.o.; Bliesbrück
     [6.1.62.] Das 62. Exempel: Heilung eines Kindes; Fechingen
     [6.1.63.] Das 63. Exempel: ein Kind kann getauft werden; Völklingen
     [6.1.64.] Das 64. Exempel: Heilung zweier Kinder; Dietenhoffen
     [6.1.65.] Das 65. Exempel: Rettung eines eingeklemmten Kindes; Obergailbach
     [6.1.66.] Das 66. Exempel: Rettung von vier Menschen vor dem Ertrinken; Brebach
     [6.1.67.] Das 67. Exempel: Rettung eines Kindes bei einem Unfall in einer Mühle; Zweibrücken
     [6.1.68.] Das 68. Exempel: Rettung einer gebärenden Frau; Wittersheim
     [6.1.69.] Das 69. Exempel: Heilung eines Kindes: Leistenbruch; "Bombarbach"
     [6.1.70.] Das 70. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; "Rod" bei Kaiserslautern
     [6.1.71.] Das 71. Exempel: Rettung einer gebärenden Frau; Münchweiler
     [6.1.72.] Das 72. Exempel: Rettung einer Totgeburt; "Wölfflingen"
     [6.1.73.] Das 73. Exempel: Heilung eines Kindes: "reißender Stein"; Dietenhoffen
     [6.1.74.] Das 74. Exempel: Rettung eines von einem Schrank erschlagenen Kindes; Mandelbach (Wüstung bei Habkirchen)
     [6.1.75.] Das 75. Exempel: Schwangerschaft einer unfruchtbaren Frau und Beistand bei Geburt; Medelsheim
     [6.1.76.] Das 76. Exempel: Heilung eines Mannes; Blittersdorf
     [6.1.77.] Das 77. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Saarbrücken
     [6.1.78.] Das 78. Exempel: Rettung einer Totgeburt; St. Johann
     [6.1.79.] Das 79. Exempel: Heilung eines lahmen Mannes; Möhringen bei Merzig
     [6.1.80.] Das 80. Exempel: Heilung einer erblindeten Frau; Fechingen
     [6.1.81.] Das 81. Exempel: Rettung eines ertrunkenen Kindes; Seyweiler
     [6.1.82.] Das 82. Exempel: s.o.; Hornbach
     [6.1.83.] Das 83. Exempel: Gefangenenbefreiung;
     [6.1.84.] Das 84. Exempel: Heilung eines lahmen Mannes; Saargemünd
     [6.1.85.] Das 85. Exempel: Heilung einer Frau: Kopfschmerzen; Amt Blieskastel
     [6.1.86.] Das 86. Exempel [Abbruch]

[0. Zu dieser Ausgabe]

[Zum Inhalt]

Die Textwiedergabe orientiert sich am einzig erhaltenen Exemplar des Druckes von 1671 in der Bibliothek des Landesarchivs, Speyer; Signatur C 1. Im Original ist die erste Buchseite verloren; bei der Titelangabe handelt es sich um einen (an sich kritisch zu bewertenden) Rekonstruktionsvorschlag von Carl Pöhlmann, der sich jedoch in der Sekundärliteratur durchgesetzt hat.

Gliederung, Fußnoten und Ergänzungen in '[...]' sind dem Originaltext hinzugefügt. Der Originaldruck setzt deutschen Text in barocker Frakturschrift, lateinische Passagen und Einzelwörter in Antiqua; diese Einteilung wird hier durch Benutzung der Schrifttypen Times (als deutsche Grundschrift) bzw. Arial (für die lateinischen Einschübe) wiedergegeben.

Der ursprügliche Buchstabenbestand wurde auch bei offenkundigen Verschreibungen beibehalten; lediglich die Unterscheidung zwischen langem und rundem "s" fällt fort. Nicht selbstverständliche Abkürkungen sind in '[...]' aufgelöst; spezifische typographische Auszeichnungen, denen lediglich schmückende Bedeutung zukommt (wie etwa Initialen), werden ebenfalls nicht abgebildet.

Aufgrund des Fehlens einer Paginierung des Originaldrucks und der Durchzählung der Exempla bereits im Urtext empfahl sich eine die hierarchische Struktur des Textes adäquat abbildende Gliederung des Textes, die überdies die eindeutige kleinräumige Identifizierung eines Abschnittes auch von den Differenzen der verschiedenen Medien (HTML-Text oder Druckversion) unabhängig zuläßt; dieser Versuch wurde durch die den einzelnen Textabschnitten vorangestellten Gliederungsnummern unternommen.


[1. Widmungsschreiben]

[Zum Inhalt]

         Dem Hochwürdigen / Hoch- und Wolgebornen Herrn
         Herrn
         DAMIANO
         HARTARDO
         Freyherrn von der Layen /

Herrn zu BließCastell / Münch- und Baurweiler, etc. Dero Ertz- und hoher Thum-Stiffter Mäyntz und Tryrer respectird Thum-Probsten und Capitularn / Probsten dero Adelichen Ritter-Stifftern St. Albani bey Mäntz und Xanthen.

         Meinem Gnädigen Herrn /

Es wird Ihr Hochwürdigen Gnaden wie ich mir den ungezweiffelten Gedancken schöpffe / Ihr nicht lassen entgegen seyn / daß diesem meinem in die Welt außlauffendes Büchlein ein gleichmässige Glück-Begegnuß widerfahre / als wie zu Morgens zu geschehen pflegt / wann die schöne Morgenröthe bey ihrer Ankunfft den Himmel bemahlet / alsdann die auffbrechende Sonne gegen dem Auffgang / mit dem Pensel ihres gestrahlten Liechts die Schwärtze der Nacht / mit der Weisse deß Tags mit hellem Glantz und Schein überziehet / und zu übermahlen beginnet. Nun bin ich der Einbildung Ihr Hochw. Gnaden werde nach eingearteter Miltigkeit / Sich nicht verwiederen / die andere Sonne zuseyn / welche nicht allein mit der Klarheit ihres Mainens / das benandte Büchlein herrlich beleuchten / und zieren / sondern auch mit den Gunst-Strahlen ihrer Wohlgewogenheit selbiges kräfftiglich steure / und erhalte. Ferner / wann die Sonne bey ihrem Auffgang / mit reiner erstrahlung sich sehen lasset / und die Morgen-Stund den Himmel / in milter Heitere für die Augen stellet / so hat man auch von dem folgenden Tag / freundliche / milte / und gelinde Stunden zu erwarten. Deßgleichen aber hab auch ich mir / den erfrewlichen Gedancken zu machen / Ihr Hochw. Gnaden werden die erwinschte Strahlen eines gnädigsten Willens anjetzo und ferner gegen mir und dem gantzen Convent erglantzen lassen / welches geschehen wird / wan Ihr Hoch-Gnaden Ihnen wird belieben lassen / mit so Gunsttragendem Gemüht / diese meino Schrifften zu empfangen. Dahin / wie ich hab angedeutet / stehet nicht allein mein Verlangen / sondern leget sich auch meine Hoffnung. Und damit ich zugleich / ohne weiter zu gehn / den Beschluß mache / so hat mich fürnemlich dar zu bewegt / mein grosser Eyffer für dieses Land Heyl / und Wolstand in Geistlichen Sachen / weilen dasselbige durch vielfältige schädliche Empörungen / und leidige Kriegswesen die Lieb und Andacht zu unserm allerhöchsten Gott und seiner liebsten Mutter / in einen mercklichen Abgang kommen / und beynebens Ihr Hochw. Gnaden / ein sonderbare Hertz-brennende Andacht / gegen der allezeit hochgebenedeyten Jungkfrawen MARIAE jeder-zeit getragen / fürnehmlich aber gegen Geistlichen und Gottes-Häusern sonderbar zugethan. So seye hiemit Ewer Hochw. Gnaden der obacht deß Allerhöchsten zu Wolstandt / bestendiger Leibs Gesundheit und mehrung ewiger und zeitlicher Wohlfahrt / wie nicht minder alle dero Hochlöbl. Geschlechts Angehörige under-deinstlich empfehlend.

Datum Gräventhal den 12. Aprilis 1671.

         Ew. Hochw. Gn.
         Underthänigst-geneigter und
         ergebener Diener
         Fr.[ater] Fridericus Schaal
         Ord.[o] S.[ancti] Wilh.[elmi]

[2.] Facultas R.[everendissimi] P.[atri] Vicarii Generalis Gallo.Belgicae.

[Zum Inhalt]

Ego infra scriptus S.[ancti] Ord.[inis] Wilhelmitarum in Gallo. Belgica Vicarius Generalis loco Provincialis facultatem ^& licentiam concedo, ut favores ^& miracula ope Divae Virginis in Valle Comitis patrata, collecta, ^& publicae utilitati exposita, ad Sanctissimae Virginis Matris honorem ac cultum, quem ex debito officii nostri impellimur promovere, ut ea per typtum publico usui exponantur ^& imprimantur.1

         Fr.[ater] Joannes Fabri
         Vicarius Gen. ^&
         Prior Leodiensis,
         loco Provincialis.

[3.] Alia Approbatio.

[Zum Inhalt]

Tractatum hunc de Miraculis Divae Virginis, a deputatis perlustratum ^& approbatum ego quoque dignissimum judico, qui typis mandetur.2

         Fr.[ater] Joannes Le Roy
         Prior in Valle Comitis.3

[4.] An den Christlichen Leser.

[Zum Inhalt]

Guthertziger freundlicher Leser / dieweil dann der Allmächtige Gott bey so langen hochbetrübten Zeiten und langwierigen Kriegswesen Ihm hat belieben lassen / den hellen Schein seiner Göttlichen Tröstungen / durch Gunst und Fürbitt seiner aller Heiligsten hochgebenedeyten Mutter zuzueigen durch fortsetzung und mehrung seiner Gnaden und Wunderthaten in dem Löblichen Gottes-Hauß Gräffenthal / so nunmehr wolbekant. Als können wir ohne verweiß grosser Undanckbarkeit / so viel Gnaden und vielfältige empfangene Wolthaten von Anfang hero deß Gotts Hauß nicht verschwiegen halten / derohalben wo mit der Andacht und Eyffer vieler Gottseeligen Menschen zum Nutzen / Heyl und Wolfahrt genug geschehen möge / haben wir für Rahtsam gefunden / ein kleines Büchlein in den Truck und an Tag zugeben / welches die bißhero erzeigte und newe begreiffen wird / demnach sie erkundiget auß sonderbarem Befelch deß Hochwürdigen Vicarii Generalis deß Heyl. Ordens für gut erkennet. Es wird alles bestehn in drey Theilen. In dem Ersten soll gehandelt werden von dem Anfang Unser Lieben Frawen Bilds in dem Eychbaum / wie es von etlichen Bildstürmeren mit Pfeilen beschossen / und die Blinden und Ubelsehende mit dem Blut und Schweiß so herauß geflossen ihre Augen bestrichen und berührt wiederumb sehend seynd worden.

In dem andern wird fürgehalten / von Aufferbawung dieses Gottshauses / wie auch von dem grossen Zulauff / und Andacht deß Volcks.

In dem dritten / werden die Wunderzeichen fürgestellt / durch welche das Gottshauß mehr namhafft und berühmbt worden / welche Uns bewegt haben männiglich anzuzeigen / und darauß zu sehen ist / daß etliche solten seyn / welche zweiffelten / ob auch die barmhertzige Mutter bißhero noch fortgefahren in diesem Ort Wunderzeichen zu thun / dessen kein Ursach gehabt: Und daß Sie bey Ablesung dieses Büchleins ihren Zweiffel legen sollen / und vielmehr mit andern das Vertrawen / und newen Eyffer und Andacht gegen Gottes Glorwürdigen Mutter in diesem Gottshauß zu Ihrer Ehr sonderlich von GOTT erwehlt / sich auffmuntern / ein rechte Andacht schöpfen / ihr Zuflucht allezeit zu Ihr haben und tragen.

[5.] Das Erste Capitel.

[Zum Inhalt]

         Der gnadenreichen Wunderwercken / so von Anfang zu Ehren der hochgelobten und glorwürdigen Mutter MARIAE erzeigt worden.

[5.1.] Erste Theil.

[Zum Inhalt]

         Von weme und was Ursachen das Gottshauß erbawet seye.
         Allen in gemein / und denen zugefallen / welche etwann die Mirackuln und Wunderwerck begehren möchten zu lesen den Anfang deß Vesper-Bilds / damit der guthertzige Leser grössern Trost und Hoffnung darauß gewönne.

Ehe dann und zuvor das GottsHauß Gräffenthal erbaut worden / ist das wunderbarlich Vesper Bild Unser Lieben Frawen / an einem Weeg und Fußpfad / auff einem erhabenen Berg-Feld / zwischen zweyen Thälchen Bebelsheim gegen Aufgang / und Mängen gegen Undergang der Sonnen gelegen an einem Waldschlag in einem grossen dicken Eichbaum / durch einen Gottseligen Einsidler dahin gesetzt / welcher die Einöde sonderbar geliebt / auch dahero das Feld noch heutiges Tags Brudermans Acker gennent wird.

Also haben auch von Anfang gleicher weiß Gottselige Heilige Männer den Wildnussen unnd rauhen Orten nach gangen / auff daß sie Gott dem HErrn sicher / und unverhindert möchten in rechter Andacht dienen / wie dann in dem wunderbahrlichen Leben deß Heiligen Vatters Wilhelmi und Stiffter deß H. Ordens und in andern mehr zu sehen ist / ein strenges Leben geführt / diesen nachzukommen / hat dieser Waldbruder sein Andachat zu diesem Vesper-Bild gehabt in diesem Eychbaum zu verehren / welcher bey vier Klafftern dick die vor etlichen Jahren überblibene Schalen und Rinden thue außweisen / daß ein Eychbaum über zweyhundert Jahr bestehen mag.

Weilen dan Christus der HErr unser Erlöser und Seligmacher die Bilder mit Wunderzeichen geziert und bestänget / wie wir dan von gleichen lesen in collationibus sacris und an der Evangelischen Frawen / welche durch berührung deß Saums am Rock Christi deß HErrn von ihrem Blutgang geheilt worden / hat zu ewiger danckbahrlicher Gedächtnus / deß HErrn Bild und sich darneben / mit auffgerichten Händen gegen dem Bild sich giessen lassen. Nun hat GOtt durch zwey grosse Wunder offentlich zuverstehn geben / daß Er ob solchem Bild ein gnädiges Gefallen trage / dann erstlich laßt Er ein Kraut unter dem Bild wachsen / welches / so bald dasselbig den Saum anrührt / für allerley Kranckheiten gut / und heilsamb ist. Darnach da der abtrinnige Keyser Julianus dieses Bild hinweg thäte / und dafür sein Bildnuß hinzusetzen und auffzurichten Befelch ertheilte / kam der Blitz vom Himmel  / und zerschmetterte sein Bildnuß / wie hiervon Euseb. lib. 7. Eccsi. Hist. cap. 14.

Also hat sich zugetragen in dem Jahr 1243, da Innocentius der Vierdte4  / und Keyser Fridericus II.5 regierende / etliche Bildstürmer mit Bogen / und Armbrüsten / welche damals etliche im Brauch hatten / herumb gangen / biß sie ungefähr für dieses Vesper-Bild in der Eychen darvor gerathen / und ersehen / selbiges zu einem Ziel und Zweck gesetzt und sprechend: Clarum nobis est, nam sicut lancea latus illius pupugerunt Judaei, ita nihil a nobis ommitatur, addamus ^& hoc ipsum, in quinque ergo locis contoris in eam fagittis, confestim sanguis praeciosus emanare coepit ^& cruorem emisit terrificum. Quis tibi similis Domine? Quis alius praeter te DEUS, faciens horrenda signa, terribilia, ^& obstupescenda in coelo ^& in terra. O groß Wunder? Alsbald sie ihre Pfeil und Arm-Bogen abgelassen / ist auß den Wunden Christi und Mariae seiner Mutter das schöne rosenfarbes Blut herab geflossen / darab sich einer auß ihnen alsbald [...]6 setzt / seinen Bogen nieder auff die Erden geworffen / auff die Knye gefallen / GOTT den Allmächtigen umb Verzeyhung der Missenthat / Gnad und Barmhertzigkeit angeruffen / die grosse V[...]7 so er seinem lieben Sohn und Mariae der Jungfrawen ihrem Bild hab angethan / zu verzeyhen / mit Versprechen / sich zu dem wahren allein seeligmachenden Glauben zubekheren / die Bildnuß Christi und seiner lieben Mutter jederzeit zuverehren / wie dann die uhralten abgerissene Figuren und Gemähler noch außweisen / Miracula non credentibus data sunt, sed illis, qui in infidelitate versantur,8 damit sie auff den Weg zum Christlichen Catholischen Glauben gelangen / idcirco in fide fortes estote, ^& congaudete super magna ^& obstupescenda ejus miracula, quae a DEO patrata sunt ad aedificationem animarum nostrarum, ad incrementum nostrae fidei, ut ^& in hoc scire valemus quanta sit virtus ^& pietas nostri Jesu Christi.9

Wir lesen in dem heil.[igen] Leyden Unsers Erlösers / daß das Blut Christi deß HErrn Longino dem Kriegs-Knecht / seine blinde verdunckelte Augen durch anbesprengung deß Bluts / das Liecht der Augen alsbald erlangt / dardurch von dem Heydentumb zum wahren Glauben in Christum gebracht. Also hat auch der Bogen-Schütz / da er den blutigen Schweiß herab fliessend gesehen / sich bekehrt; sondern auch bald darauff ein blinder Mann / in welchem Ellend als er nun eine geraume Zeit gewesen von diesem Wunder-Bild gehört / hab er sich lassen dahin führen / und zwar nicht umbsonst / weiln er ein gutes Vertrawen zu der Mutter JEsu getragen / umb Hülff und Beystand angeruffen / seine Augen mit dem rothen Schweiß anberührt / wunderbarlich alsbald ist gesehend worden. Und wie die zween Blinden bei Matth. am 9. da der HErr ihre Augen eröffnet / im gantzen Land alsbald offenbar gemacht / also auch dieser Bettler ohne Verzug der Hochgebornen Elisabetha, einer Grävin von Blies-Castell angezeigt / welche mit grossem Eyffer mit ihrem gantzen Hoffgesind dieses groß Wunder zu sehen / außgegangen / und als Sie nicht allein die Warheit also befunden / sondern Sie selbsten schmertzliche Wehetagen / blöde / krancke / verdunckelt und trieffende Augen gehabt / mit dem blutigen Schweiß / so neben den Eysen-Pfeilen herauß geflossen und noch auff den heutigen Tag zu sehen seynd / Sie selbsten angestrichen / mit grosser Verwunderung der umbstehenden Hof-Leuthen und Kammer-Junckfrawen gantz und gar gesund und von allem schmertzen verlassen / mit hellem klaren Liecht wiederumb restituirt sich befunden / wie noch an allen Orten die Figuren zusehen seynd / diese Worte gesprochen habe / Quis ut DEUS?10 der da würcket entsetzliche und erschröckliche Zeichen im Himmel und auff Erden. Demnach dann die Wunderzeichen die Menschen zum rechten Glauben und Religion gewiesen / sonderbar auß Göttlicher Güte und Barmhertzigkeit / So haben Wir dieselbigen auch getrewlich / wie Sie an ihnen selbsten seynd notiert / und bey der Warheit der Geschichten verblieben / dessen ich mich hiermit vor GOtt und seiner Hochwürdigsten Mutter / und allen Rechtglaubigen Christen / zu Vermeidung alles falschen Argwohns will bezeugt haben / weilen die Aufferweckung der Todten keiner Teufelischen oder Zauberischen Kunst zuzuschreiben seynd / sondern dem Allmächtigen GOTT allein / der warhafftig den Todten das Leben widerum gibt.

[5.2.] Der Ander Theil.

[Zum Inhalt]

         Von Aufferbawung deß Gottshauses / Andacht / und Eyffer der frommen Christen.

Danckbarkeit halben für so herrliche fürtreffliche empfangene Wolthaten / hat die gemelte wolgeborne Grävin von Bließ-Kastel das Gottshauß lassen aufbawen (nach erlangtem Gesicht). Nach dem dann das Closter und Kirchen in dem Thal und Grund erbawet / hat die Grävin das miraculos Bild von dem Eychbaum dahin transferiren lassen / und verordnet / daß durch die Geistlichen S.[ancti] Wilhelmi Ordinis das Lob Gottes solle vollbracht werden. Darzu dann die Grävin die Collatur zu Blückweiler und Kastell sambt darzu gehörender Gerechtigkeit11  / Zehenden etc. wie auch vom Freyherrn von Mängen die Collatur daselbsten und dependirte Gerechtigkeit den Patribus übergeben. Dahero das Closter den Namen theils von der Grävin / theils von dem Thal überkommen / und Gräventhal genandt worden / gleich wie auch mehr Orth ihren Nahmen von dem situ und Gelegenheit her nemmen.

Dieses Gottshauß ist bishere bey vierhundert Jahren gestanden / nachmahls in dem Jahr 1640 von den Brittanniern verbrandt / aber mit Beystand durch freywillige Allmusen Gottseliger Leuten mit grossem Fleiß wieder erbawet. Fürnehmlich aber hat die Patres dahin bewegt der Leuthen grosser Zulauff / Eyffer und Andacht gegen Unser Lieben Frawen / durch Gelegenheit dieses naheliegenden Orts die übung deß Gottsdiensts zu mehren / und fortzusetzen / damit vielen Menschen / welche ihre Gewissen beschwerdt und gravirt haben / durch Versprechung eines Gelübds zu underschiedlichen an weit gelegenen Heiligen Orthen / dahin sie ohne grosse Mühe und Gefahr in Kriegs-Zeiten nicht kommen können / durch Rath ihrer Beicht-Vätter solcher Beschwernuß möchten entledigt werden / und in diesem Gottshauß ihr Gebett und Gelübd außzurichten. Damit auch das Vatterland in Westerrich an diesem gnadenreichen Orth ein Schutz und Schirm hette / wieder alle Feind / ein gemeine Zuflucht und Freyheit in aller Noth / Zustand / in Gefahr und Trübsaal. Hiemit dancken wir GOTT und seiner glorwürdigen Mutter die sich gewürdiget an diesem Orth ihre helle / klare Stralen der Gnaden lassen erscheinen / und das Gebett ihres Volcks anzuhören / wie in nachfolgenden Gnadenreichen Wercken zu sehen ist.

Es haben die Wunderthaten und Gnaden / so in diesem Gottshauß der Mutter Jesu noch täglich mehr und mehr / als auß einem reichen Gnadenbrunnen herfür geflossen / dieses Orths und Lands Inwohner ihre Hertzen so gewaltig eingenommen / und bewegt / daß dieses sonderbar für ein Wunderwerck solle gehalten werden / daß ohne einiges andern Eingeben / niemand zu finden / der sich nicht mit innerlicher Begierd und Andacht dahin getrieben befinde / das Closter zu suchen / MARIAM zu verehren / und ihr Anligen anzubefehlen.

Daß dem in der Warheit also seye / wird erweißlich auß dem ersehen / daß vast alle Stätt / Flecken und Dörffer sich zusammen gemacht in völliger Gemeind / zu underschiedlichen Zeiten in Procession weiß mit Creutz und Fahnen auffgemacht / und daselbsten mit höchster Aufferbawung und Hertzen Freud der Gottseligen frommen Christen auffs allerfleissigst sich eingestellt.

Dieweil in einem allgemeinen Kirchgang die Jugend ihres jungen alters halben / wie die schöne auffgehende Morgenröth mit etwan einem anmütigen Exempel herfür scheinet / soll ihrer auch billich insonderheit bedacht werden. Und zwar damit wir an der statt Sargemünd und Bließ-Kastel anfangen / ist mit Freuden zu sehen / wie sich die Jugend / mit einem löblichen Streitt / zu gewisser Zeit / mit einer grossen Kertzen und Sing-Chören / die Töchter mit Kräntzen auff ihren Häuptern auffgezogen / und ihr Schuldigkeit bey der Mutter Gottes abgelegt / auch viel Meil Wegs grosse Tagreisen baarfuß / ohne Essen und Trincken ihr Gebitt hieher außgericht / und mit besonderm Lust und Trost zu der Mutter Gottes ankommen.

So ist auch jedermänniglich bewußt / daß in so viel tausenden die hieher seynd Walfahrten kommen / wenig gewesen  / die nicht durch ein innerliches Antreiben / sich zuvorderst mit einer rechten Beicht und Communion eingestellt / ehe sie ihre vorgenommene Andacht verrichten wolten.

Es ist der gemeine Eyffer aller deren die in diesem Betthauß ihr Andacht haben wollen / so groß gewesen / daß sich auß Ihnen niemand durch einige Ungelegenheit deß Wetters als Wind / Regen / Hitz und Kälte / durch lang gefährliche Weg durch grosses Alter von dieser Bilgerfahrt abhalten lassen / auch die Rosenkräntz und Stäb in den Händen mit underschiedlichen Gesängen auffgezogen / auch nach verrichter Andacht mit Frieden sich nacher Hauß begeben.

[5.3.] Der dritte Thail

[Zum Inhalt]

         Erklärt viel schöne und außerlesene Mirackuln / welche Christus der HErr vielfältiger weiß hat geschehen lassen.

So ist zu wissen zuvorderst / wozu uns die Wunderzeichen bedienlich seynd / nach der H. H. Vätter Lehr und Meynung.

Zum Ersten / Zur Bestätigung der Warheit und Bekräfftigung deß Glaubens / dann weilen die materi deß Glaubens den Menschlichen Verstandt übernimbt / kan sie auch durch menschliche motiven und Ursachen nit dargethan werden / sondern wird bezeugt und dargethan durch Beweisung der Göttlichen Macht.

Zum Andern / zu bekehrung der Ketzer und verstockten Sündern / dan also sagt von ihnen selbsten der H.[eilige] Augustinus contr. Epis. Manichaei, daß es eine von den grösten Ursachen seye / warumb Er die Manichaeische Ketzerey verlassen / und dem Cathol. Glauben beygefallen seye / weilen Gott in der Catholischen Kirchen viel offensichtliche Wunderwerck gewürckt / und daß dergleichen in keiner andern Kirchen gefunden werden.

Zum Dritten / zur Anzeigung der Allmacht Gottes / dann weilen ein Wunderzeichen ein Werck ist / daß alle Krafft der erschaffenen Creaturen übertrifft / so ist nothwendig / daß ein höhere Krafft seye / wardurch die Geschöpff zu solchem Werck als Mittel und Weg gebraucht werden; wann dann GOtt ein Wunderzeichen thut / laßt Er ein heller Glantz / unnd Schein seiner Allmacht sehen.

Zum Vierdten / damit bekandt zu machen die Heiligkeit dessen / durch welches Anruffen GOtt die Wunderzeichen thut / oder wie der heilige Thomas lehrt / zu beweisen die Gegenwertigkeit GOttes in dem Menschen durch die Gnad deß heiligen Geist / auff daß / wann der Mensch die Werck GOttes übet / daß man dann soll glauben daß GOTT durch sein Gnad in ihme wohnet. So ist nun mein Vorhaben und Meynung / nicht anzusehen den Verlauff der Jahren und Tagen in welchen sie geschehen / weilen in Verstöhrung deß Gottshauß das erste Buch der Mirackuln verbrandt worden / sondern die nachfolgende / welche sich zugetragen / theils durch Einfältigkeit vieler Menschen nicht alsbald seynd angezeigt worden / oder gantz und gar verschwiegen.

So bitt ich doch alle Liebhaber JEsu und Mariae / sie wollen ihre Seelen in diesen wenigen erlustigen / solche herrliche Wunderzeichen mit Fleiß und Eyffer bey ihnen entwerffen / und zu Gemüte führen / so will ich versichern / daß sie in Verehrung JEsu und Mariae in der Andacht nicht wenig gestärckt und erquickt werden / folgends auch der grossen Gnaden / so wol zu ihrem zeitlichen als geistlichen Wolfahrt deß Leibs und der Seelen geniessen werden.

[6.] Das 2. Capitel.

[Zum Inhalt]

         Durch die Fürbitt der Heil. Mutter GOttes werden die todten Kinder zum Leben aufferweckt.

[6.1.] Anderer Theil

[Zum Inhalt]

         Der wunderbarlichen Gnaden und Wunderwercken / die in dem Gottshauß zu Ehren der Mutter JEsu erzeigt worden.

[6.1.1.] Das 1. Exempel

[Zum Inhalt]

         Ein todtes Kind / so vertruncken / kombt wunderbarlich zum Leben.

Zunechst bey Blies-Castell ligt ein Dorff mit Namen Lautzkirchen / da fließt ein Bach / die Klembach genandt / kombt von Würtzbach / und Lautzkirchen Mülleweyer zusammen / hart oben am Dorff / und fließt unden dran in die Bließ / in disem Dorff wohneten ein paar Gottsförchtige Eheleuth mit Nahmen Simon unnd Catharina sein Haußfraw / die hätten ein zweyjähriges Kind / welches mit andern an dem grünen Uffer deß rauschenden Bächleins nach gewonheit spielte / ungefähr mit den Füssen entschlieffert und in das Wasser gefallen auff den Donnerstag in der Pfingstwochen / und über ein Stund in dem Wasser gelegen / ehe daß die Eltern in Erfahrnuß kommen: So bald sie das todte Kind herauß gebracht / gedachten die betrübten Eltern an die Wunder-Gnaden / die bey der Mutter GOttes zu Gräffenthal außgetheilt werden; fallen auff ihre Knye / verlobten dasselbige Kind der Mutter JEsu in das Gottshauß / die da ist das Heyl der Krancken / auff daß das Kind möchte wiederumb zum Leben gelangen / mit Versprechen Sie zubesuchen. Bey wehrendem Gebett hat das gemelte Kind / welches ein Stund todt und noch mehr / ohn einiges Lebens-Zeichen gebliben ware / angefangen den Athem zu schöpffen / die Augen auffgethan / und wieder zu sich kommen / mit grosser Freud und Verwunderung der Eltern und aller gegenwärtigen / welche der Mutter der Göttlichen Gnaden wegen eines so herrlichen Mirackuls mit sambt dem Kind einhelliglich Danck gesagt.

[6.1.2.] Das 2. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein anders so zwo Stund im Wasser gelegen / wird durch Anruffen Unser Lieben Frawen zu Gräffenthal wiederumb lebendig.

Johann Schuhmacher von Lützemburg in dem Dorf Biessen / hat bekennt / daß sein Kind von der Biessen Brücken ins Wasser gefallen auff den H. Palm-Abend / hat darinnen zwo Stund gelegen / zuvor ehe mans gefunden / (Unser Lieben Frawen Mirackeln seynd so weit schon außgebreitet / daß sie auch zu Lützemburg in Obacht werden genommen) deßhalben entschliesset sich der Vatter bey der allgemeinen Trösterin der Betrübten Trost zu suchen / bettet derohalben underthäniglich / Sie wolle dem todten Kind das Leben wieder geben; alsbald der Vatter das Kind so ohne Empfindlichkeit ware / naher Gräffenthal verlobt / alsbald wiederumb lebendig worden. Also daß der Vatter mit frölichem Gemüht das Kind zu einem Zeugnuß und Danckbarkeit halben naher Gräffenthal zu Unser Lieben Frawen Altar / auff das Fest der Geburt Mariæ / allwo ein grosse Mänge Volcks zusammen kommen pflegt / mit sich getragen und præsentirt.

[6.1.3.] Das 3. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein ander Kind zu Lützemburg an der Brücker Mühle am breiten Weg im Grund ertruncken kombt zum Leben.

Noch ein herrliches Mirackel hat sich begeben / an einem Kind / das zu Lützemburg in einen Bach / welcher die Doltzet genennt wird / oben an der Mühle / am breiten Weg im Grund gefallen / da stunden zwey andere Knäblein an dem Gstad / schawen dem Kind so lang zu / biß endtlich das Wasser das Kind under die Mühle-Räder hindurch gezogen / daß selbiges zweyhundert Schritt hinab gefahren / underdessen lieffe ein Knäblein nach Hauß / zeigt an Peters Seilers Kind wäre in das Wasser gefallen / laufften herbey / das Kind mit allem Fleiß zusuchen / zugen dis herauß / der Vatter voller Angst und Noth / wolte auch sehen ob deß Kinds Glieder nicht von den Rädern verquetscht oder ohnverletzt wären / nachdem ers ansichtig worden / ist er mit den Nachbaren / auff die Erd niedergefallen / seine Stimm erhebt und begehrt / die hochgebenedeyte Mutter GOttes / Unser Liebe Fraw zu Gräffenthal / die so manchen Menschen in seiner Betrübnuß erfrewet / wölle ihn auch in dieser Stund erfrewen. O glückselige Stund? alsbald hat das Kind seine Aeuglein eröffnet und warffe seine Arm von sich mit außgiessung vielen Wassers / da nun das Kind frisch und gesund ware / ist dasselbig mit sambt dem Vatter / mit grosser Verwunderung der Umbstehenden mit grossem Jubel persönlich auff den Pfingst-Abend nacher Gräffenthal kommen / solches angezeigt und attestation gethan.

[6.1.4.] Das 4. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Wie ein Kind zu Volcklingen in den Bronnen gefallen / und ertruncken / wird durch verlobung unser Lieben Frawen wieder lebendig.

Es haben auf Dinstag Mariæ Himmelfahrts Abend Hans Wilhelm und Sophia von Volcklingen gen Gräffenthal gebracht ein Kind / welches auff ein Freytag in den Bronnen gefallen / ertruncken / und wol ein Stund darinnen gelegen / welches nach dem die Eltern mit einem Opffer Unser Lieben Frawen auffgeopffert / mit inniglichem Bitten / Sie wolle ihnen doch dise Gnad erzeigen und ihrem liebsten Kind zu dem Leben helffen / nicht so lang als sie die Wort außgesprochen / hat sich das Kind angefangen lebendig zu erzeigen / dessen ihme der Ehrwürdige Pfarrherr und andere glaubwürdige Leut so solches gesehen / Zeugnuß ertheilt / und lebendig nach dem Gottshauß gebracht.

[6.1.5.] Das 5. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind von Bittlingen / so todt auff die Welt geboren / erlangt das Leben.

Es hat sich zugetragen / daß ein tugenreiche Fraw von Bittlingen / den Tag vor Mariæ Geburt in schwere Kindsnöthen niederkommen / nach vielfältigen Schmertzen ein todtes Kind zur Welt gebracht nicht ohne grossem Hertzen-Leyd / die Mutter sambt den Weibern / welche ihr in solcher Trübsal beygewohnt / haben ihnen selbst gerathen / Trost und Hilff bey Unser Lieben Frawen zu Gräffenthal zu suchen. So seynd sie mit guter Hoffnung auff die Knye gefallen / verlobten sich und das Kind dahin / auff das die Mutter der Barmhertzigkeit ein Zeichen deß Lebens an ihm wolle thun und würcken / darauff alsbald das Kind ein schöne Farb bekommen / das Leben erlangt / nachfolgends zu dem Heil. Tauff getragen worden / und Margareta genennt / welches mäniglich für ein scheinbares Wunderzeichen / und herrliche Gutthat Unser Lieben Frawen erkennt hat. Deßhalben die Weiber / Eltern mit dem Kind baarfuß nacher Gräffenthal den ersten Tag nach Jacobi ihr Schuldigkeit abgelegt.

[6.1.6.] Das 6. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Einem Knab von Tryer wird sein Geschwulst am Leib geheilet.

Nicolaus Leineweber von Tryer bezeugt was er für ein Wolthat durch die Fürbitt der Mutter Gottes empfangen habe / da nemblich seinem Sohn ein unheylsame Geschwulst umb seine Gemäch gewachsen / und dermassen überhand genommen / daß sie auch in kurtzer Zeit verfault / und hinweg gefallen / auch ein abscheuliches Loch in seinen Leib gerissen / ab welchem sieben Balbirer für unheylsam geschätzt worden. Obwohl er alle mögliche Menschliche Hülff gesucht und gebraucht / hätte sich jedoch sein Mangel nit geringert / sondern mercklich zugenommen. Als er nun in diesem ellenden Wesen also lebete / auch der Vatter nicht wenig bekümmert / kein andere Hoffnung verhanden / als daß der gewisse Todt erfolgen werde / in dieser Trübseligkeit / da kein Hilff mehr vorhanden. Nimbt derohalben sambt dem Sohn sein Zuflucht zu unser lieben Frawen / sucht die Göttliche Hilff / verlobt und verspricht mit sambt dem Sohn das wunderthätige miraculos Bild unser lieben Frawen zu Gräffenthal zubesuchen / wie auch solches geschehen ist / dann über ein kleines befindet sich der Sohn der erwinschten Linderung seiner Gemächen / nach mahls keinen Schmertzen oder Ungelegenheit nicht mehr empfunden / also bey dem Leben und die Gesundheit durch die Fürbitt der Mutter JEsu erhalten worden. Seynd neben ihme ein gute anzahl ehrlicher Leuth von Tryer nacher Gräffenthal gangen und solches angezeigt auff den hoch-heiligen Pfingst-Tag.

[6.1.7.] Das 7. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein kleines Mägdlein welches in einem Züber oder Büttenen ertruncken / wird durch seiner Mutter verlobten Walfahrt widerumb lebendig.

Heyteren12 nechst oben an Zerf in dem Grund nacher Tryer 10. Meil von Gräffenthal / Hanß Schäffer und Margaretha sein eheliche Haußfraw haben gehabt ein Mägdlein / welches die Mutter wegen Geschäfften halben nicht in obacht genommen / das Kind lassen hin und her lauffen / dardurch geschehen / daß es in ein Bütten oder grossen Züber mit Wasser kommen / hinein gefallen / und ertruncken. Da nun die Mutter ihres Töchterlin nicht mehr gesehen / noch gehört / rufft sie dem Kind zu / fragt andere Weiber / ob sie ihr Kind nicht gesehen / bitt wainend / sie wollen ihr doch das Kind helffen suchen: sie thun es sambtlich mit fleiß / suchen es allenthalben im Hauß. Die traurige Mutter / welche schon anfänglich / da sie ihr Kind nicht gleich gefunden / sich eines Unglücks besorgt / laufft also unversehens neben dieser Wasser-Büttenen / ersicht ihr Kind / welches ein Stund darinnen gelegen / aller kalt / blaw / und todt; fangt also an umb Hülff zu ruffen / und laßt nicht ab mit allem Eyffer und bitteren Zähern der Mutter JEsu zu Gräffenthal nach zu schreyen / biß daß man endlich dem Kind trockene Kleider angezogen / bey das Feur gelegt / und die Mutter ihr Gelübd von Hertzen [...]13  / hat man klare Lebens-Zeichen an ihm gespühret / und mit gemeiner Freuden / und Dancksagung aller Gegenwärtigen erkent / und bekent / daß die allerheiligste Mutter Gottes das Kind wiederumb zum Leben gebracht hätte / und daß noch desto mehr / dieweil es innerhalb einer Stund / so gar gesund worden / als wäre ihm nichts wiederfahren. Solches hat die Mutter sambt underschiedlichen andern baarfuß mit einem Opffer / mit sambt dem Kind in außrichtung gethanen Gelübds / vor den bestelten Geistlichen als ein wolbekandte ungezweiffelte Warheit mit Eyden bezeuget.

[6.1.8.] Das 8. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind von einem Pferdt getretten / erlangt das Leben und Gesundheit.

Hans Simon von Alspach und sein Fraw Kunegunda / bezeugen hiermit / daß ihr kleines Kind auff den Sambstag nach dem Heil. Creutz-Tag von einem Pferd zu Lautzkirchen auff den Boden geworffen / auff sein Hertzlein getretten / und also viel Blut von ihm gerunnen / und geflossen ist / auch hernach ein Stund lang auff dem Platz todt gelegen / die Eltern bey diesem traurigen Spectackel bedencken wie viel auff wunderbarliche weiß die Gesundheit erlangt / und lebendig seynd worden / in diesem starcken Glauben und guten Vertrawen versprechen ein Walfahrt zu thun nacher Gräffenthal / darauff sich das Kind als gählingen augenscheinlich zu sich selbst kommen / und gantz gesund am Hertzen sich befunden / die Eltern erfrewet. Solcher von der Mutter JEsu empfangener Gnaden zu Danck mit ihrem also geheylten Sohn nach dem Gottshauß kommen / und diß alles erklärt.

[6.1.9.] Das 9. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Gefangener wird wunderlich erlediget.

Petrus Kautz Meyer von Walderheim bey Busendorff war gefangen / nacher Basel geführt / in sehr schwere Gefängnuß geworffen / in ein Stock mit noch einem andern mit Händ und Füssen eingeschlossen / vierzehen Wochen in schwerer Dienstbarkeit zugebracht / da war sein Mit-Gesell an seiner Seiten gestorben und zween Tag todt neben ihm gelegen. Einmahls da er seinen ellenden Stand etwas tieffers zu Hertzen führte / und gedachte / daß er nun aller Menschlichen Hülff beraubt sahe / setzet er sein gantzes Vertrawen auff die allgemeine Helfferin aller Christen / auff die barmhertzige Jungfraw Mariam und verrichtet sein gewohnliches Gebett mit demütigster Andacht / und Inbrunst / mit ohngezweiffelter Hoffnung durch diß Gebett werde er von seinem Ellend erlediget werden. Kombt ihm (Zweiffels ohn auß sonderbarer Eingebung GOttes) ein groß Verlangen nach seinem geliebten Vatterland / verlobt sich derowegen nacher Gräffenthal zu der Mutter Gottes / was geschieht / der Stock thut sich auff / die Fußeysen fielen nach und nach von einander befihlet sich Mariæ / gieng also darvon nacher Gräffenthal / allwo die eysene Band noch zu sehen seynd.

[6.1.10.] Das 10. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Burger zu Zürich im Schweitzerland gen Zug in schwere Gefängnuß geführt / umb hohe Rantzion verkaufft / ist wunderbarlich erlößt worden.

Heinrich Oeler Burger aus Zürich im Schweitzerland / kombt in eigener Person / Mitwochen vor mit halb Fasten nacher Gräffenthal / zeigt an / wie er von den Schweitzeren gen Zug geführt / in tieffen abscheulichen Thurm geworffen seye worden / nachmahls für 64. Pfund rantzioniert und zum andern mahl verkaufft worden / als er ein armen Gefangener / wiewohl er zuvor im Betten geübt war / so triebe ihne doch die Noth / schwinge also sein Hertz und Gemüht zu der Himmel-Königin / und bittet umb ihr Gnad / hilff / und Beystand / Erledigung und frischung seines Lebens / die Sie zu Gräffenthal erzeigt / Sie wolle ihn in seiner höchsten Noth auch geniessen lassen. Er continuirt diese Andacht nicht gar lange / da erfahrt er gleich die wunderliche Würckung seines Gebetts: dann an statt der vorigen Kümmernuß und Kleinmütigkeit / wurde sein Hertz gantz erleucht und duncket ihn / er fande sich dermassen verendert als er von den Banden loß und auffgelößt ware / hat er mit zusammen gebundenen Tüchern auß dem Thurm sich hinab gelassen und ohn einige Verhindernuß der Wächter / so ihme nchfolgten dardurch kommen / ohne Zweiffel durch Begleitung der Himmels-Königin / wegen solcher grossen Guuthat halben hat er sein Opffer und Schuldigkeit zu Gräffenthal abgelegt.

[6.1.11.] Das 11. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind in einem Brunnen ertruncken / kombt wieder zum Leben.

Weibenheim ein groß Dorf nechst bey Bließ-Kastell / jenseyt der Bließ / Zweybrücker Herrschafft / anfangs Catholischer Religion / nachmahls Anno 1525 dem Lutherthumb zugethan / hernacher im Jahr 1575 under Hertzog Hansen zum Calvinischen Irrthumb gerathen. Alda hat sich zugetragen von einem Catholischen Baursmann / deren noch wenig alda seynd / mit Namen Hanß Deyscher / welcher zwey Kinder erzogen / auch beyde auff den Sambstag vor Herren Faßnacht daselbst in ein Brunnen gefallen / durch Hilff der Nachbauren herauß gezogen / der Vatter ab einem so traurigen Zustand hoch betrübt / hat sich bedacht seine Kinder unser lieben Frawen nacher Gräffenthal zu verloben / und seynd zugleich mit den Nachbaurn umb die Kinder nider auff die Erd gefallen / und haben angefangen unser lieben Frawen Litaney zu lesen / bittend underthänig / sie wolle den todten Kindern das Leben wider geben. Under diesem Gebett haben die gemelte Kinder / welche drey Stund lang todt / ohn einiges Zeichen deß Lebens geblieben waren / angefangen zu leben / haben die Augen auffgethan / und wider zu sich selbst kommen / und hat der Vatter auff den Sonntag Quintagesimae selbige nach Gräffenthal lebendig / frisch und gesund gebracht / und GOtt und seiner Mutter grossen Danck bewiesen.

[6.1.12.] Das 12. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mägdlein zu Altorff in der Nyd ertruncken / erlangt das Leben.

Zu Altorff auff der Nyd wohneten zwey Gottselige Eheleuth mit Nahmen Hanß Weinmann und sein Haußfraw Margaretha / hatten ein einiges Kind Yda genandt / auf welches ihr gantze Hoffnung gesetzt hetten / das Kind / da die Eltern nicht zu Hauß waren / gehet das Wasser auff und ab biß endlich darein gefallen / ertruncken / und lenger als ein Stund darinnen gelegen. Die Gottesförchtigen Eltern / nach dem sie das Kind herauß gezogen / haben alsbald ihr Hoffnung zu der Trösterin der Betrübten mit Versprechen und Bittfahrt nach dem Gottshauß Gräffenthal zu thun / werden auch von Stund an erhört / und mit einer lebendigen Tochter erfrewt / auff das Fest der Creutz Erfindung nacher Gräffenthal ihren Kirchgang außgericht.

[6.1.13.] Das 13. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Ehefraw erlanget ihrem Kind durch die Fürbitt Mariae das Leben / welches sie todt auff die Welt geboren hat.

Elisabeth von Holtzen nach dem sie mit grossem schmertzen / und höchster Lebens-Gefahr / niederkommen / und das Kind todt auff die welt gebracht: Die betrübte Mutter machet ihr selbst diesen Trost / gleich wie sie dieses Kind durch die gnädige Fürbitt der übergebenedeyten Jungfrawen Mariae erlangt hette / also wurde sie auch in diesem Leyd durch dieselbige getröstet werden. Nimbt derowegen das todte Knäblein / verlobts der Mutter GOttes nach Gräffenthal / und trägt es zu unser Lieben Frawen Altar / fangt an zu bitten umb sein Leben / verharret so lang mit wainen in dem andächtigen Gebett / biß sie entlich erhört worden: dann unversehens fangt das Kind an sich wiederumb zu bewegen / nimbt es also mit grossen Frewden in ihre Armb / in dem Heiligen Tauff wird es Petrus genandt / und trägt es mit höchster Verwunderung nach Hauß.

[6.1.14.] Das 14. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knäblein von einem Boden hoch oben herunder gefallen kombt wieder zum Leben.

Zu Gölstorff bey Esche auff der Surren14 waren ein paar Ehevolck sehr andächtig / dahero sie sich auch in den Heiligen Rosenkranz zu Gräffenthal haben einschreiben lassen / diese hätten ein einiges Kind / welches sie sehr liebten. Einsmahls begab es sich / daß dieses Kind ein Stund vor Tags von einem Boden herab zu todt gefallen. Als nun seine Eltern diese traurige Zeitung höreten / lauffen sie bald zu dem Orth / da der Sohn herab gefallen / heben ihn mit grosser Betrübnuß von der Erden auff. In dieser Trawrigkeit erinnern sie sich der vielfältigen Gnaden / und Wunderwerck / so dazumahlen zu Gräffenthal geschehen / versprechen derowegen / sie wolten es ihr und ihrem Rosenkrantz verloben / und ernstlich darob seyn / daß es sein lebenlang den heiligen Rosenkrantz alle Tage fleissig betten solle. So bald die Eltern das Gelübd gethan / siehe / O grosses Wunder! da stehet das Kind frisch und gesund auff / und gleichsamb auß einem süssen Schlaff erwacht / gehet mit seinem Vatter Mayer Mathis und Gertruda nach der Jungfraw Maria als schuldige Dancksagung zu thun.

[6.1.15.] Das 15. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knab von 18. Jahren zwischen das Kampffrad gefallen / sehr verwundt / wird durch die Fürbitt Mariae wunderbarlich geheilt.

In einer Mühle zu Bysen unden an der Beriß hat es sich begeben / daß ein Knab von 18. Jahren / von Hauß auff die Mühle gehn welte; wie er nun auff die Mühle kommen / und etwas unförchtig zu nahe zu dem Kampffrad hinzu gangen / hat ihn das umblauffende Rad erwischt / und mit grossem Gewalt hinunder gezogen / daß das gantze Rad auff seinem Hertzen gestanden / und dardurch der Mühle ihren Lauff und Gang verhindert. Wie er nun nicht anderst vermeinte / es wäre schon auß mit ihm / jetzt müsse er zu grund gehn / in dem laufft sein Bruder auff die Mühle / das Geschir auffzuschlagen / ersiehet seinen Bruder allem Schein und Ansehen nach todt / blaw und steiff / ohne Atem / ohne Empfindlichkeit / ganz ermaseret / auff keine Weiß war ihme zu helffen / als allein bey der rechten Nothelfferin der Mutter Gottes / welche hoch berühmt durch grosse Wunderwerck zu Gräffenthal / Sie wölle ihr Mütterliche Gnad an diesem Knaben erzeigen; betten also mit höchster Andacht ein Bittfahrt zu thun. So bald haben sie nicht auffgehört / hat die Mutter der Barmhertzigkeit ihr Gebett erhört / der aller Anwesenden Meynung nach / todt und verstickte / erzeiget sich mit einer rothen Farb / fangt an sich zu bewegen / und kombt wider zu sich selbsten. Verkündiget das grosse Mirackel mit höchster Frewd / und danckte der allergütigsten Mutter GOttes für die empfangene grosse Gnad und Gutthat.

[6.1.16.] Das 16. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind so in einen tieffen Brunnen gefallen / wird lebendig herauß gezogen.

Noch ein grössers Wunderwerck hat die gebenedeyte Jungfraw Maria erwiesen an einem Kind bey Schirsberg. Eines Zimmermanns Kind welches auß Fürwitzigkeit in einen tiffen Gallbrunnen hinunder gesehen / aber ohnversehens seyn ihm seine Füß entschliffert / dergestalt / daß es sich nicht mehr enthalten könde / stürtzte also hinunder / und lag etliche Stund auff dem Wasser / biß ein Knab / welcher das Kind ersehen / laßt sich alsbald an einem Seyl hinunder / das Kind als lachend und sitzend auff dem Wasser / reichet sein Händlein / aber seine Eltern ruffen ohn Underlaß Mariam an / verlobten ein schwere Reiß nacher Gräffenthal / so das Kind bey Leben verbliebe / wie es auch geschehen / da ist erfüllt worden an diesem Kind / was der Königliche Prophet Daniel gesprochen an dem 68. Psalm. Non absorbeat me profundum: neque urgeat super me puteus os suum.

[6.1.17.] Das 17. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein tod krancker Mann wird durch Hülff Mariae vermittels deß H. Rosenkrantz wunderbarlich wieder gesund.

Johannes von Bußdorff lag schon auff dem Todbeth und zwo Stund mit dem Tod gerungen / wie auch für todt gehalten / wie seines Auffkommens kein Hoffnung vorhanden. Rufft sein Fraw Elisabetha und seuffzet inbrünstiglich / und mit demütigem Hertzen zu der Mutter GOttes / verlobt auch / so fern Sie ihn auß dieser Todes-Gefahr erlösen wurde / so wollen sie mit einandern zu Gräfenthal in den H. Rosenkrantz lassen einschreiben und emsiglich darinn zu dienen. Kaum hätte sie das Gelübd außgesprochen / siehe da verlohre sich augenblicklich alle Kranckheit / stehet gantz frisch und gesund vom Beth auff / eylet nacher Gräffenthal für Unser lieben Frawen Bildnuß / und danckt Ihr für die erwiesene Gnad / und lassen sich alda einschreiben.

[6.1.18.] Das 18. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mägdlein deme der lincke Arm an die Hand gewachsen / wird ihm durch die Fürbitt der Mutter Gottes geholffen.

Otilia wohnhafft zu Andeck erscheint in dem gemelten Gottshauß / zeigt an / daß ihrem Töchterlein der lincke Arm starck und stracks an sein Lenden gewachsen / daß ihn niemanden möchte bewegen / noch einige Hauß-Arbeit verrichten. Da sie alles angewendet / und doch die geringste Hilff nicht gefunden / habe sie unser lieben Frawen verlobt nacher Gräffenthal auch allda Hilff und Freud erlangt / daß das Mägdlein seinen Arm frey ledig wiederumb gebogen / und so wol im Feld als zu Hauß arbeiten können.

[6.1.19.] Das 19. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knab auff einer Wiesen von einem Pferde tödlich verwundt / kombt zu voriger Gesundheit.

Auff das glorwürdigste Fest der Geburt Mariae zeigt an Johannes von Biningen / wie daß die Pferdt auff der Feld-Wayd nicht weit vom Dorff seinem Kind ein Pferd mit dem Huffeysen im zurückschlagen ein so gefährlichen Streich gethan / daß ihm sein Hirnschallen eröffnet / das Hirn herauß gefallen / und nicht anderst vermeint / als müßt er ehest sterben. Der Vatter weil er solches Unglück ersehen / fangt an jämmerlich zu schreyen / rufft zu der Mutter GOttes nach Gräffenthal hilff / O Maria hilff / O Trösterin aller Betrübten / komme mir zu Hülff. In dem er also inbrünstig zu Maria rufft / siehe / der da zwey Stund ohne Lebens-Zeichen war / kombt zu sich selbst / und schwingt sich auff / und gehet mit vielen Leuten und Nachbaren nach Gräffenthal die ihm und dem Vatter Zeugnuß und attestation geben.

[6.1.20.] Das 20. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein anderer Knab welcher Abends schlaffen gangen / Morgens halb todt erfunden / wird durch Anruffung der Mutter Gottes gesund.

Zu Melspach bey Keyserslauteren15  / war ein paar Gottselig Ehevolck / deren Sohn Heinrich mit Namen zu Nacht nach Gelegenheit frisch und gesund sich in die Ruhe begeben / morgens aber als todt im Beth gefunden / jederman besorgte / als wäre er deß gähen Todts gestorben. Die betrübte Eltern nehmen ihre Zuflucht zu Maria / thun ihr ein Gelübd / so fern sie ihrem lieben Sohn das Leben ertheilt / so wollen sie den besten Ochsen zur Danckbarkeit ncher Gräffenthal führen und Ihren auffopfern. / Die gütige Jungfraw erhört ihr Gelübd / und kombt gleich zu Hülff / dann alsbald der arme Knab gantz gesund / frisch und lebhafft / die fromme Eltern verrichten alsbald was sie versprochen / auff den Oster Dinstag mit grosser Dancksagung. Nach dem Psalmist. 75. Vovete, ^& ^& reddite Domino Deo vestro ^& e.

[6.1.21.] Das 21. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein blindes Kind wird sehend.

Nicolaus und Adelheit von Beringen / haben ein Kind gehabt mit Namen Joannes / welches neun Tag blind / mit grossem Schmertzen hehafft / darüber die Eltern sehr traurig und kleinmütig / gedachten gleichwohl Hülff zusuchen bey dem Gnaden-Brunnen zu Gräffenthal bey der seligsten Mutter GOttes / haben starcke Hoffnung dem Kind das Gesicht zu erlangen. Nach dem sie dann ein Schaff mit einem andern Opffer dahin verlobt / haben sie die Gnad erlangt / daß es wiederumb sehend ist worden / das Gesicht vollkommen erlangt / als ob ihme niemahl etwas gemangelt hätte.

[6.1.22.] Das 22. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind dem ein Sprengel in Leib kommen / wird wider geholffen.

Auff den Pfingst-Montag war einem zarten Kind von zwey Jahren ein Spenglen in dem Halß also stecken blieben / daß es darüber erstlich bleich / darnach angefangen blaw zu werden / und nach allem Schein erwürgen solte / wann sie nicht die Spenglen mit Gewalt herauß gezogen / aber weilen das Kind halber erstickt verblieben / und noch ein andere Spenglen in den Leib kommen / welche ihm grossen Schmertzen verursachet / haben die Eltern Walther und Agnes sein Haußfraw wohnhafft zu Freyßdorff auff der Niedt das Kind der Mutter GOttes in das obgemelte Gotteshauß anbefohlen / und verlobt / nach vier Tagen nach dem sie ihr Andacht verricht / ist das Kind aller Schmertzen entlediget worden.

[6.1.23.] Das 23. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind nach der Geburt gestorben / erlangt das Leben.

Ein Fraw von Blidersdorff / welche niemahl kein lebendige Frucht / sondern allezeit unvollkommen Mißgeburt auff die Welt gebracht / oder sonsten alsbald gestorben / als nun einmahls die Zeit herzu kommen / daß sie gebähren solte / da ist sie mit hefftigen Schmertzen umbgeben / und besorgte / sie möchte kein lebendige Frucht auff die Welt bringen / wie es auch geschehen / auß Rath aber der Beygewesenen wird sie ermahnt / das todte Kind nacher Gräffenthal zuverloben / mit starcker Hoffnung die Mutter der gantzen Christenheit werde sie auch mit einem lebendigen Kind erfrewen / kaum hat sie die Wort geredt / ist das Kind lebendig worden / und hats mit einem Opffer zum Gotteshauß gebracht.

[6.1.24.] Das 24. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind so verstickt / kombt wieder zum Leben.

Simon Schmidt und Agnes sein Haußfraw von Margstatt / haben ein dreyviertel jähriges Töchterlein mit Namen Margaretha unser lieben Frawen nacher Gräffenthal mit einem Opffer dahin verlobt. Auß Ursach / als die Mutter dem Kind das Mel-Muß gegeben / ist in derselbigen Stund deß gähen Todts gestorben / aber durch der allerseeligsten Mutter Mariae Anruffung über ein Stund warhafftig lebendig worden / und auff den Donnerstag vor Faßnacht nacher Gräffenthal getragen worden.

[6.1.25.] Das 25. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Soldat der tödtlich verwundt und gefangen / wird durch die Hülff Mariae bey dem Leben erhalten.

Conradus von Morsbach jenseyt deß Rheins / hatte von seinem Feind vor dem Schloß Schöneck durch Canon-Schüß ein grosse Wunden empfangen / unt für tödtlich erkennt / als er aber vor halb Fasten in einem Dorff mit seinem Feind zusammen kommen und einer von ihm erlegt worden / und halb todt hinweg getragen. Auff diese erschröckliche That ist Conradus von andern gefangen / und in schwere Gefängnuß geworffen / wo fern der ander wäre gestorben / ihme auch das Leben verfallen / und zum Todt verurtheilt worden. Hat sich erstlich zum sterben ergeben / und darzu gerüstet: aber zugleich auch hat er sein Gemüht auff die glorwürdigste Jungfraw / von welcher vilfältige Wunderthaten ihm schon zu Ohren kommen / mit guter Hoffnung geschlagen. Ist dessetwegen nicht zaghafft worden / sondern noch stärckere Hoffnung empfunden / und mit gutem Verstand diß Gelübd außgesprochen: O Maria du Mutter deß Trosts / wann mich GOTT durch deine Fürbitt erledigen thut / und disem Verwundten die Gesundheit wider gibt / so verspriche ich dir selbst persönlich zu Gräffental in deinem Gottshauß mit einem gebürlichen Opffer zu erscheinen / nach diesem gethanen Gelübd hat er in seiner Noth so kräfftiglich erfahren / daß alle beyde in kurtzer Zeit auff frischen Fuß gestellt seynd worden / und auff den Palmabend den gantzen Verlauff sambt andern angezeigt.

[6.1.26.] Das 26. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind in einer Stuben / wird von den Mauren / Tach und Haußgebäw die auff es gefallen / ertruckt / zu todt geschlagen / wiederumb lebendig.

Zu Brebert16 nicht weit under Blückweiler an der Bließ war ein Schäffer so zuvor zu Blidersdorff in Diensten geweßt / hat mit sambt seiner Frawen Gertruda die Schaaff gehütet / und das Kind allein zu Hauß gelassen. Wie es also in der Stuben sitzen verblieben / siehe / da fallt unversehens das obere Hauß mit sambt dem Tach auff ein Hauffen  / bedeckt das Kind / daß es vor Grund und Leym / welche eines Knyes tieff auff ihm gelegen / nicht möchte gesehen werden. Die betrübte Mutter laufft mit wainen und schreyen zu den Nachbauren / Stein / Holtz / und alles wird hinweg geraumbt / man kombt auff das Kind / sihe / O trauriges Spectackel! da ligt es gantz schwartz und todt. Ach mit was Hertzenleid sahen die Eltern ihr Kind so ellend da ligen! gantz zerschmettert / die traurige Mutter klage und jammert / und weist ihres Leyds weder Hülff noch Trost / endlich erinnert sie sich der vielfältiger grossen Gnaden so durch die Fürbitt Mariae zugeschehen pflegen / wendet sich derowegen zu der barmhertzigen Mutter GOttes / rufft Sie an und verlobt das Kind mit einem halb Pfund Wachs nacher Gräffenthal. Siehe / O grosses Wunder! Sie richten das Kind auff / fangt an sich zu rühren / seine äuglein zu eröffnen / die Mutter nimbt das Kind / dancket GOTT und Mariae / für die grosse empfangene Gnad / und verrichten ihr Gelübd mit höchster Frewd und Andacht. Auff Montag in der Faßnacht.

[6.1.27.] Das 27. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mutter mit drey Kindern / wird under einem eingefallenen Gewölb beym Leben erhalten.

Ein grösseres Wunderzeichen hat sich zugetragen auff den Freytag vor der Glorwürdigsten Himmelfahrt Mariae an Johann Fuchsen seiner Haußfrawen und dreyen Kindern / die mit sambt der Schwieger-Mutter under einem steinen Gewölb gesessen / welches unversehens gantz urplötzlich eingefallen / und waren alle von den Steinen bedeckt / daß niemand die Mutter mit den Kindern gesehen noch gehört hat / allein die Schwieger-Mutter under den Steinen unnd Grund das Haupt herfür gehn lassen / welche mit der heiligen Communion versehen / bald darauff todt geblieben. Männiglich laufft zu / die Nachbauren machen und raumen die Stein hinweg / underdessen aber rufft die Mutter zu Maria der Barmhertzigkeit: O Allerheiligste Jungfraw stehe mir bey in dieser Noth! Die Mutter GOttes höret ihr Flehen / und erhält sie under dem eingefallenen Gewölb wunderbarlich beym Leben / daß sie unverletzt mit den Kindern herauß kommen / und von Döntlingen nacher Gräffenthal GOTT und der gebenedeyten Jungfrawen für erhaltung deß Lebens grossen Danck erzeigt / in solcher Noth muß man mit dem Propheten Daniel ruffen: Ps. 49. Invoca me in die tribulationis: eruam te, ^& honorificabis me.

[6.1.28.] Das 28. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mägdlein in ein Hewkrappen17 gefallen / kombt vom Todt wiederumb zum Leben.

Zu Ließdorf nicht weit von Wargassen hat sich begeben / daß ein Mägdlein mit Namen Catharina / zwischen Tag und Nacht auff St. Lucien Abend mit dem Hals in ein Hewkrappen gefallen / also daß es todt auff der Strassen von den Nachbauren gefunden worden / die Eltern dieses Unglücks unwissend / fallen durch Anzeigen der Nachbauren in Omacht / schöpffen wiederumb ein Hertz / und hielten an bey Unser lieben Frawen / Sie wolle doch die milte Augen der Gnaden eröffnen und ansehen das grosse Hertzeleyd und Traurigkeit / in welche sie durch den unzeitlichen Todt ihrer lieben Tochter gerathen / Sie wolle doch von dem Allmächtigen lieben GOtt das Leben wiederumb erhalten / gelobten darbey noch viel eyffriger forthin in ihrem Dienst zu seyn. Die heilige Mutter Gottes hat dieses flehentliche Gebett erhört / und dem Verstorbnen das Leben widerumb ertheilt / dessen zu Zeugnuß haben sie auff den Tag der Geburt Mariae ihr Kind mit sambt dem Opffer dahin gebracht.

[6.1.29.] Das 29. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind in einem Kessel ertruncken wird wider lebendig.

In der Gravschafft Bitsch zu Rorbach fünff Stund von Gräffenthal ist ein kleines Kind ohne Sorgtragung seiner Mutter und Groß-Mutter in ein zimlichen grossen Kessel mit Wasser gefallen / weilen es ihm selbsten nicht köndte helffen noch herauß schwingen / ist darinnen ertruncken. Die Eltern weil sie wißten daß das Gebett ein Mittel seye / dardurch alles zu erlangen / nehmen derowegen das ertruncken Kind / und tragen es auff unser lieben Frawen Altar / fangen an zu bitten umb sein Leben / verharren so lang in dem andächtigen Gebete biß sie endlich erhört worden: dann unversehens fangt das Kind an sich wiederumb zu bewegen und zu sich kommen / tragens mit aller Verwunderung nach Hauß.

[6.1.30.] Das 30. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind an der Mutter Brust erstrebt / erlangt das Leben.

Christianus und Angela von Eulingen / kommen auff den Donnerstag nach Mariae Empfängnuß / zeigen an / wie in vergangener Nacht ihr Kind von acht Wochen mit Nahmen Anna Margaretha an seiner Mutter Brüsten / da sie in dem tieffen Schlaff ware erstickt und erstrembt: da dann die Fraw auß dem schlaff erwacht / und das Kind nicht mehr athemen fand / betrübt sie sich

hoch darüber / und sihet [...]18

nig gestorben seye / A[...]

und Leyd hat m[...]

nommen / sp[...]

alle und wis[...]

fangen s[...]

sie sich [...]

G[...]

[6.1.31.] Das 31. Exempel.

[Zum Inhalt]

         [...]19 anders Kind wird durch [...]g der Mutter Ma[...] lebendig.

[...] sein Hauß-

[...] Sirßberg

[...] und ein

[...] GOTT

[6.1.32.] Das 32. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind auff dem Feld gählingen gestorben / wird vom Tod aufferweckt.

Zu Liringen seynd auff dem Feld gewesen mit Nahmen Simon Bärenfanger und Catharina sein Haußfraw / welche bey ihnen hetten ihr kleines Mägdlein / so ohn allen Mangel am Leib vor ihren Augen des gähen Todts gestorben? warüber die Eltern zum höchsten betrübt / ragens nacher Hauß / legens männiglich für: was Raths? Sie ruffen und schreyen zu GOtt und unser lieben Frawen nach Gräffenthal / weiln Sie schon so vielen geholffen / Sie wolle auch ihnen ihr Tochter zum Leben helffen / und sie erfrewen / verloben und versprechen ein Opffer dahin / siehe Wunder / nach gethanem Gelübd kombt ihr Mägdlein wunderlich zum Leben / in Gegenwärtigkeit vieler Personen und attestiren solches auff St. Johanes Bapt: Tag

[6.1.33.] Das 33. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw mit zweyen Kindern werden von der Pest erlediget.

In dem Dorff Wolpersweiler in Westerich / nicht weit von Frawenburg ist in dem Land grosser Sterbend entstanden / in welchem viel widerumb gesund worden die sich der glorwürdigsten Mutter Gottes durch das Gebett in ihren Schutz befohlen haben / under andern war in dem gemelten Dorff Heinrich Herman der verlobt Unser lieben Fraw nacher Gräffenthal für sein Fraw Elisabeth und zweyen Kindern / die in der Zeit der gifftigen Sucht mit abscheulichen Pestilentzischen Blattern tödlich kranck ligen / ein stück Rind zu geben / auff daß sie möchten von dieser gefährlichen Kranckheit erlediget werden / warauff vermög ihres gethanen Gelübds die böse Sucht von dem Leib gewichen / und die Krancken sich besser befunden.

[6.1.34.] Das 34. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein ertruncken Kind / kombt widerumb zum Leben.

Zu Hagkirchen an der Bließ / welches Wasser zimlicher massen tieff / bald groß / bald klein ist / haben gewohnt ein paar Ehevolck mit Namen klein Hänsel und Catharina sein Haußfraw / die hätten ein dreyjähriges Töchterlein / welches sie sehr lieb hätten / einsmahls begibt es sich / das dieses Kind mit andern neben deren Bließstrom hinlauff: und unversehens hinein fällt / ertrincken thut. Die Eltern lauffen hinzu zu dem Orth / da das Kind ins Wasser gefallen / nach langem suchen habens entlich herauß gezogen / und nach Hauß getragen. Die Eltern nehmen ihr gantze Zuflucht und Hoffnung zu GOtt und der barmhertzigen Mutter / wainen und betten auff ihren Knyen / umb das Heyl und Leben ihrer Tochter verlobten sie mit einem Opffer nach dem Gottshauß / inmittelst wird das Töchterlein / so ein stund ohne Lebens-Zeichen todt gelegen / wiederumb frisch und gesund zum Leben / welches mit sambt den Eltern ihr schuldigen Dienst mit grosser Danckbarkeit abgelegt haben ein Tag vor Mariae Geburts Tag.

[6.1.35.] Das 35. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein anders Kind kombt durch die Fürbitt Mariae zum Leben.

Auß der Andacht / welche bey dem gemeinen Volck in den umbligenden Dörffern entstanden / hat underschiedlichen Menschen nicht geringe Genad / so wol deß Leibs als der Seelen mitgebracht und verursacht / dere Petrus von Rockendorff auff der Ridt wol an seinem todten Kind erfahren / welches nach dem es gestorben / zwo Stund lang gelegen / durch sein Gelübd ein Walfahrt dahin zuthun / ist das Kind zu vorigem Leben / Kräfften und Gesundheit kommen / welches er für ein besondere grosse Gnad und Wolthat der Glorwürdigsten Mutter Gottes seythero gehalten und offentlich bekennt hat.

[6.1.36.] Das 36. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein zwey jähriges Kind zu Alten ertruncken / wird wider lebendig.

Wir sollen hier mit nichten nicht verschweigen / was der Ehrenhaffte Laurentius Nicolaus von Alben und sein Haußfraw Catharina Gläserin / 6. Stund von dem Gottshauß mündlich von sich selbsten bekennt und schriftlich angezeigt hat. Als er bey dem Saltzbrennen gewohnt hat / ist ihm sein zweyjähriges kind in ein Gruben mit Wasser gefallen / welche ohngefähr ein halben Manns tieff war / darinnen ertruncken / die Eltern nach dem sie es gesehen / habens alsbald in guter Hoffnung ihm das Leben zu erbitten / unser lieben Frawen nacher Gräffenthal verlobt / und auch zugleich ein Opffer mit sambt einer Kuhe zu dem End dahin geschickt: darüber sey dem Kind alsbald der Athem und Farb wider kommen. und nach einem sanfften Schlaff / seye es gantz frisch und gesund aufgestanden. Auff dise empfangene Gnaden seyen sie ihrem Gelübd nach / mit Dem Kind und andern Nachbauren dahin kommen / auff den Sambstag nach Creutz Erhöhung mit schuldiger Danckbarkeit sich eingestellt.

[6.1.37.] Das 37. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mutter gebährt ein todtes Kind / wird aber durch die Fürbitt Mariae widerumb lebendig.

Zu Bäckingen war ein Fraw mit Nahmen Gertrud / nach dem sie an einem Tag mit grossen Schmertzen und höchster Lebens-Gefahr nieder kommen / und das Kind tod / gantz schwartz auff die Welt gebracht / darüber die Mutter in der Geburt auch bald gestorben wäre / wann nicht die weiber so darbey gewesen / eine Bittfahrt zu der Mutter GOttes versprochen hätten / bittend / Sie wolle Gnad verleyyen / auf daß das Kind den heiligen Tauff bekomme. Solches Gebett ist erhört worden: Dann das Weib ist glüchlich abgelöset und genäsen / das Kind lebendig den H. Tauff erlangt / und Johannes genennt worden. Darauff haben die gute Eheleuth schuldiger Dancksagung noch besser an die Andacht sich gehalten / und so viel erlangt / daß sie in kurtzer Zeit eines schönen Knaben erfrewt worden.

[6.1.38.] Das 38. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann so under einem umgefallenen Wagen im Wasser ertruncken / kombt wunderlich widerumb zum Leben.

Zur Sommers Zeit in der Ernd hat sich begeben mit einem Ackersmann / mit Nahmen Niclaus / bey Husendorff / als dieser mit einem geladenen Waagen mit Frucht durch die Nydt (also heißt das Wasser daselbst) dardurch fahren wollen / hat sich der Waagen / weiß nicht / wie es etwann übersehen / unversehens umbgewendt / und der Vatter von dem Waagen ergriffen in das Wasser under den Waagen gefallen / und theils ertruncken / theils auch von dem Waagen zu tod geschlagen / ligt also bey drey Stund in dem Wasser / biß sein Sohn so darbey war / andere Leuth zu Hülff geruffen / den Wage abgeladen und den verstorbenen Mann / der gantz kalt und schwartz ware / heranst gezogen. Da sein Haußfraw diese traurige Zeitung vernommen / rufft alsbald GOtt und Mariam an / mit diesem Spruch: o HErr und wunderbarliche Mutter thun newe Zeichen / und verändere die Wunderwerck / mach herrlich dein Hand und dein gerechten Armb / ihr gantze Zuflucht und Hoffnung war zu GOtt und der Mutter Gottes zu Gräffenthal / fällt mit wainen und seuffzen nieder auff ihre Knye / mit beständigem Betten. Immitels wird der Verstorbene hinweg getragen / und alle Notwendigkeit zu der Begräbnuß bereit: in dem man nun also für die Leicht sorgfältig ist / siehe / da schießt ihm mit allem Gewalt das Wasser und Blut auß Mund und Nasen / da kombt er wiederumb zu ihm selbst / nicht anderst / als wann er auß einem tieffen Schlaff erwachet wäre / siehet sich mit Verwunderung umb / wo / oder in was Stand er sey. Nach dem er sich erholt / fangt er an mit sambt den Umbstehenden an GOtt und seiner hochgebenedeyten Jungfrawen Mariae zu loben / zu preisen und Danck zu sagen / für erlangung deß Lebens. Zeigt solches auff den Sonntag der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit ordenlich an und verrichte sein Opffer.

[6.1.39.] Das 39. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Weib wird von der Pest erlediget.

Petrus ein wolbekandter Mann auß dem Welschland hat sich mit sambt seiner Frawen und Kindern in die Bruderschafft deß H. Rosenkrantzes lassen einschreiben / unnd sich in den Schutz und Schirm der Mutter Gottes befohlen / auch ein Pferdt alda auffgeopffert / welches sie nit vergebens / sondern reichlich genossen / dann da das Weib mit der abscheulichen Sucht und Pest-Blatteren behafft / allernechst bey dem Tod war / hat sie der Mann sein Haußfraw mit einem Pffer nacher Gräffenthal verlobt / in das Gebett deß Heil. Rosenkrantz / dardurch haben sie erlangt / daß die leidige Sucht bald auffgehört / und sie von aller Todtsgefahr erlediget worden.

[6.1.40.] Das 40. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Zwey andere Kinder werden wider geheylt und lebendig.

Matthias und Christin von Altorff / bringen auff St. Gallen Tag ein Kind so in Abwesenheit der Mutter under die Wiegen gefallen / verstickt und erstrembt / ohn einiges Lebens zeichen / die hochbetrübte Mutter in diesem grossen Hertzenleyd / bewaint ihr Nachlässigkeit / verlobt das Kind mit so viel Wachs auffzuopffern unser lieben Frawen zu Gräffenthal / die wunderbarliche Mutter erhört ihr Gelübd / und begabt sie mit einem lebendigen Kind / solches bezeugen Meyer von Hellgemer mit sambt seinen Nachbaren. In selbiger Zeit / hat sich ohngefar zugetragen / daß Hanß Hübestreitt von Sultzen ein Wagen mit Besserung außgeführt / und unwissend über sein eigenes Kind / welches schon zwey jährig war / neben einer Hecken geschlaffen / gefahren / daß das Rad dem Kind über den Leib ergangen / in dem er das jämmerlich Geschrey deß Kinds gehört / besorgt er sich eines Unglücks / verlobt von Stund an zu unser lieben Frawen mit einem Opffer / das Kind wird innerhalb zween Tagen durch die Fürbitt Mariae frisch und gesund / gehet mit dem Vatter zur Danckbarkeit das Opffer abzurichten und dieses Mirackel anzuzeigen.

[6.1.41.] Das 41. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mägdlein wird von der Pest gesund.

Margaretha von der Larr ein junge Tochter / ist mit einem Pestilentzischen Fieber hart angegriffen worden / welches das Mägdlein in kurtzer Zeit auff den letzten Schragen gelegt. Auch hatte sie sich mit der heiligen Beicht bereit versehen lassen / und zu dem Tod fertig gemacht. Darüber haben seine nechse Freund / weilen es keine Eltern mehr hatte / erinnert / wie es sich billich der Mutter Gottes befehlen sollte / dise Erinnerung hat es ihm wol lassen zu Hertzen gehn / und ein starckes Vertrawen zu der barmhertzigen Mutter Gottes gefaßt / und verlobt sich dahin nacher Gräffenthal mit einem Opffer zu gehn / so bald sie es außgesprochen / hat sich die Pest nach und nach verlohren / und in kurtzer Zeit völlige Gesundheit erlangt / und dieses wunderbarlich Exempel auff den Sonntag Oculi in der Fasten treulich angezeigt.

[6.1.42.] Das 42. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind vertruncken / wird wider lebendig.

Niclaus Heinrich von Fähingen ist mit seiner Haußfraw auff den Heil. Charfreytag in dem Stifft Darnual unden an Sarbrücken bey dem Ampt der heiligen Meß gewesen / nach verrichtem Gottsdienst nach Hauß kommen / immittelst hat sich ihr Kind vergangen / unversehens in den Bach (welcher alda durch das Dorff laufft / gefallen / und ertruncken. Die Eltern da sie das Kind nicht beym Hauß gefunden / lauffen den Bach auff und ab / in dem sie es also gesucht / findens endlich an einem Stock hangend / war tod / die Eltern vertrösten sich auff die vielfältige Gnaden / und Wunderwerck die zugeschehen pflegen / bitten allda lang mit grossem Eyffer / versprechen auch der gütigen Jungfrawen / wann das Kind wurde wiederumb zum Leben kommen ein Bittfahrt nacher Gräffenthal zu thun / so bald die Eltern dieses Gelübd gethan / siehe / das Kind / welches albereit ein Stund tod gewesen / stehet frisch und gesund auff / und erzehlt den Eltern / so lang sie in der Kirchen wären gewesen / sey es durch die Fürbitt Mariae der Jungfrawen bey dem Leben erhalten worden / nachfolgends aber da sie zu Hauß waren / seye es in dem Wasser erkaltet / für diese grosse Gnad und Wolthat seind die Eltern die Zeit ihres Lebens danckbarer gewesen und eifferiger in dem Gottesdienst der seeligsten Jungfrawen Mariae.

[6.1.43.] Das 43. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind erlangt durch die Fürbitt Mariae den heiligen Tauff.

Margaretha von Laar war schwanger: das Kind aber fienge an zu faulen vor der Geburt / welches die Mutter 6. Wochen lang in ihrem Leib getragen / und dieweil sie dasselbig durch kein Mittel auff die Welt bringen köndte / erlitte sie darmit grossen Schmertzen / wußte also kein besseren Rath / dann allein bey der Mutter Gottes nach GOtt Hülff zu suchen / in diesen schweren Kindsnöthen / war männiglich an ihrem Leben verzagt / da verlobt sie sich durch ihren Mann ein Walfahrt nacher Gräffenthal zu verrichten / da nun dieselbig versprochen / in guter Hoffnung von ihrem höchsten Schmertzen erledigt zu werden und auff daß das Kind möchte zu dem Heiligen Tauff gelangen / da wurden die natürliche Geburts-Schmertzen gar kurtz und gebahre ein unzeitiges aber ein lebendiges Kind / erlangt den H. Tauff und ist nach 4. Stunden verschieden.

[6.1.44.] Das 44. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind im Bad-Zuber ertruncken / wird durch Verlobnuß Mariae wieder lebendig.

In derselbigen Zeit haben Mohr Hansen Peter und sein Haußfraw Anna Catharina von Altendorff bey Bischoffshainrich ein Kind nach Gräffenthal gebracht und angezeigt / daß ihr Kind in einen Badzuber seye gefallen / und ertruncken ehe die Mutter ihme habe zu Hilff kommen können / under diesem / weil sie das Kind herauß gezogen / habens die Eltern unser lieben Frawen verlobt / warauff es widerum lebendig worden; auff dise erwiesene Gnad / daß sie allerheiligste Mutter Gottes das Kind wiederumb zum Leben gebracht / haben sie mit schuldigster Dancksagung das Opffer mit grossen Frewden außgericht.

[6.1.45.] Das 45. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Von einer Frawen / welche drey underschiedliche mahl ihren Kindern durch die Fürbitt Mariae das Leben und Gesundheit erhalten.

Elisabetha von Tedingen bey Freißdorff / bekennt vor männiglich / daß ihr Tochter neben dem fliessenden Wasser / Nyda genandt / im Garten mit Pflantzen und graben beschäfftiget / ohngefär hindersich in das Wasser gefallen / zwo Stund todt darinnen gelegen ehe man sie auß dem Wasser gebracht hat. Die Nachbauren die darbey waren / ruffen die barmhertige Mutter an / sie wolle die milte Augen der Gesundheit erhalten / welche gegenwertig allhie gewesen.

[6.1.46.] Das 46. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Von zwey andern Kindern die vermög deß Gelübds seynd lebendig worden.

Nicolaus und Dominica / Blasius und Terentia von Altorff haben zween Knaben / deren der eine 10. jährig / der ander etwas jüngers durch langwierige Kranckheit wegen grossen Schmertzens endlich alle beyde gestorben / weilen dann sie kein Lebenszeichen an ihnen gespührten / auch kein Athem von ihnen gegeben / noch einige Adern gerührt / werden von den Nachbauren erinnert / der manigfältigen Gnaden so allen betrübten ertheilt worden: geben also den Eltern diesen Einschlag / sie solten die Kinder zu unser lieben Frawen nach Gräffenthal verloben / mit fürnehmen / ein dreytägige Andacht zuvollbringen. Die Eltern folgen diesem Rath / O grosses Wunder! den Kindern ist ohne verzug das erwinschte Leben darauff erfolgt. Geschahe vor Unser lieben Frawen Geburts-Tag.

[6.1.47.] Das 47. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Zweyen Knaben wird die Gesundheit erlangt durch Anruffung der Mutter Gottes.

Hanß Weyß und sein Fraw Elisabetha von Zweybrücken / allwo damahls noch viel Catholische waren / anjetzo aber leider im Calvinischen Irrthumb sich befinden. Diese Catholische fromme Elternhaben erfahren / was die Gottseligkeit und unverfälschter allein seeligmachender Glaub bey GOTT erhalten kan. Sie hatten ein Sohn der zweymahl durch schwere Kranckheit in eusserste schwachheit kommen / dergestalt / daß sie nichts gewissers eusserliche schein nach zugewarten / als den Todt. Diese fromme andächtige Leuth / hatten all ihr Lebtag ein absonderliches Vertrawen zu der Mutter GOttes gehabt: deßwegen sie auch in der tödtlichen Schwachheit ihres Kinds ihr Zuflucht zu ihrer starcken Fürbitt genommen / und einen steiffen Fürsatz gemacht / wann dem Kind dißmahl das Leben erfrischet wurde / wollen sie nacher Gräffenthal ein Bittfahrt verrichten / warauff der Knab mit grosser Verwunderung der Anwesenden urplitzlich gesund worden. Da sie auch ein ander Knäblein / das im Leib zerrissen war / unser Lieben Frawen mit ihrem Opffer verlobt und ihme die vorige Gesundheit erlangt / als haben sie beyde Knaben zu der Mutter Gottes gebracht / die Wunder Gottes anzuzeigen auff das glorwürdige Fest der Himmelfahrt Mariae.

[6.1.48.] Das 48. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind im Wasser umbkommen / bekombt widerumb zum Leben.

Ein Knäblein von 5. Jahren dessen Eltern von Hünlingen Conradus und Elisabetha / da die Eltern das Kind hin und wider herumb lauffen laßten / mit den andern zu spielen / ungefähr in ein Pferdtsschwemme gefallen / und ertruncken / ehe dann die andern Kinder solches Unglück angezeigt hätten / die Mutter laufft eylends zum Wasser dem Kind zu helffen / aber alles zu spaht / sie ziehen das Kind nach langem suchen gantz todt herauß / und tragens auff ihren Armen heimb / legens für sich nieder / fallen auff ihre Knye / und ruffen auß Grund ihres Hertzen / GOTT und die Mutter GOttes an / Sie wolle doch ihre klägliche Stimm erhören. Ihr wahrer Glaub / steiffe Hoffnung / grosse Andacht / hat so viel vermocht / daß das Kind wiederumb zum Leben kommen / wegen dieser grossen Gutthat haben sie mit dem Kind ein Stuck Rind der Mutter Gottes zu Gräfenthal auffgeofpert / den Freytag nach H. Fronleichnams Tag.

[6.1.49.] Das 49. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein vertrunckenes Kind wird durchs Gebett zum Leben gebracht.

Ein Kind von Danfasel dessen Eltern Johannes und Anna Mariae Gietzin gewesen / ist auff deß Heiligen Vatters Francisci Abend ertruncken / als etliche solches ersehen / lauffen hin zu dem Kind zu helffen / aber das Wasser hatte es schon bedeckt / und das Wasser under sich gezogen / daß es nicht mehr gesehen wurde. Weil sie dann das Kind nicht mehr lebendig verhofften zu überkommen / so suchten sie es in immerwehrendem Betten / welches sie auch endlich mit zusammen geschlagenen Armen heraußgezogen / bey gedachtem Kind haben die Beywesenden an statt der Eltern mit einhelligem Rath und Gemüt ein Gelübd für das Kind zu Unser lieben Frawen gethan. O grosses Wunder! kaum hatten sie das Gelübd außgesprochen / da wird das Kind vor ihren Augen wieder lebendig / und zum zeugen der Warheit täte es bitterlich wainen / und nachfolgenden Tag auff deß H. Francisci Fest nacher Gräffenthal getragen / GOTT und seiner lieben Mutter schuldige Dancksagung gethan.

[6.1.50.] Das 50. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Durch Verlobnuß wird einer Frawen / so in Kindsnöthen gewesen / fristung ihres Lebens erlangt.

Als ein Fraw zu Sarvolcklingen schwanger war / und die Zeit ihrer Geburt herbey kommen / und die Mutter in grosser Gefahr deß Lebens gestanden / den gantzen Tag in überauß grossen Geburts-Schmertzen / kein Menschliche Hilff mehr verhanden / sondern daß man die klare Zeichen deß gewissern Tods an ihr gesehen. Setzte derohalben ihr Vertrawen zu Unser Lieben Frawen / ruffte selbige inbrünstig umb Hilff an / da sie nun mit starcker Hoffnung in ihren höchsten Schmertzen in dem Gebett also verharret / auff daß sie möchte erlößt werden / hat darauff alsbald alle Beschwernuß überwunden / und gebahr zwey lebendige Kinder auff die Welt ohne sonderbaren Schmertzen / lobet und preiset GOtt und sein liebe Mutter wegen glücklicher Geburt / so geschehen Mitwochen vor der Creutz-Wochen.

[6.1.51.] Das 51. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann / so mit einem Pfeil in ein Aug geschossen / wird wunderlich geheilt.

Ein Steinmetz seines Handwercks ist auff Freytag vor Martini mit einem eisenen Pfeil ungefähr in ein Aug geschossen worden / also häfftig und starck / daß ihme der Pfeil in dem Kopff stecken blieben / derohalben sich die böse Flüß herunder in die Kehle gezogen / dardurch er wegen grossen Schmertzens die Sprach in etwas verlohren / in diesem Ellend / nach underschiedlichen umbsonst darzu gebrauchten Mitteln / hat er sich unser lieben Frawen verlobt / ist auch alsbald hingangen / mit gutem [...]20

[...]nuß hat er das Eysene Pfeil zu Gräffenthal auffgeopffert.

[6.1.52.] Das 52. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Es fallet eines Edelmanns Kind durch einen Gang hoch oben herab / erlangt wider das Leben.

Zwey Adeliche Kinder / welche nach gewonheit auff einem Gang 21. Schuch hoch [...]21  / begab [...]

[...] also hinab auff das Pflaster / daß er sich selbsten in seinem eigenen Blut herumb weltzte / und daselbst über dritthalb Stund für todt gelegen / biß man denselben zu unser Lieben Frawen verlobt hat / under diesem ist noch vielmehr Blut von ihm geflossen / daß jederman vermeint / er wäre zerschmettert / und sey todt: Aber bald nach dem Gelübt hat er sich auff die Füß gemacht / und was er zuvor bey sich gehabt / wieder zu sich genommen [...]22

[6.1.53.] Das 53. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein anders gleicher weiß von Sirßberg fällt sich zu todt / und kombt wider zu sich selbsten.

Der Wol-Edel Gestrenge Friederich von Sirßberg hatte ein liebreiches Kind mit Namen Johannes / daß / wie aller Kinder arth und brauch ist / wolte hoch hinauff steigen / fällt über ein zerbrochene Kammer vier [...]23

[...]trübten zu Gräffenthal an / allwo sie auch Hilff und Trost erlangt haben / daß sie sich ihres Kinds Leben und Gesundheit widerumb erfrewt haben / und diese Wort gesprochen: O wie groß ist die Erbarmnuß deß HErrn / und seine Gnad über alle / die sich zu Ihme kehren.

[6.1.54.] Das 54. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw an Händ und Füssen lahm / wird wider gesund.

Von Losen war ein Fraw / welcher ihre Bein so schwer wurden / als wann sie von lauter Ertz wären / darnach so unvermöglich worden / daß sie kein Krafft und Empfundlichkeit hätte / an Händ und Füssen / so lahm daß sie deßhalben zu Beth liegen müssen. In solchem ellendigen Stand ist Sie in diese gröste Schwachheit und entlich in die eusserste Lebens Gefahr kommen. Als sie nun von den Wunder-Gnaden der Mutter GOttes gehört / hat sie gleich ein Bittfahrt mit einem Schleyer dahin verlobt / und zu dem End gebeichtet / und communicirt / darauff sie bald Stärcke an den Gliedern empfunden / und wurde von Tag zu Tag besser / und wiewohl sie noch nicht allein köndte gehen / sondern noch darneben eines andern Menschen Hilff haben müßte / so wolte sie doch ihr Opffer selbst außrichten / laßt sich nacher Gräffenthal führen / ist in dem Gebett verharret / biß sie in gemelter Kirchen von ihrer Lähme gantz erlediget worden. Auff den Dinstag in der H. Osterwochen.

[6.1.55.] Das 55. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Amptmann erhalt seiner sterbenden Frawen das Leben.

Zu Dür-Castell / ist eines Amptmanns Fraw in eine Kranckheit gefallen / und wiewohl man an Doctoren und Medicin nichts ermangeln ließ / so hat doch nichts helffen wollen / sonder es ist so weit mit ihr kommen / daß sie sich GOtt befohlen / und mit den H. Sacramenten hat müssen versehen lassen / wie nun das letzte Stündlein allgemach herzu nahete / die Sprach verlohren / und die ängsten deß Tods verhanden waren / hat der Amptmann an die grosse Wunderwerck deß HErrn die durch seiner werthen Mutter Fürbitt zu Gräffenthal vielfältigen wiederfahren / gedachte / fällt derohalben auff seine Knie / rufft zu der Mutter GOttes und bittet mit demütigem und sehr betrübten Hertzen / Sie wolle seiner Haußfrawen in ihrer schweren Kranckheit auß ihren letzten Nöthen helffen und beyspringen / die gütige Jungfraw erhört ihr flehen / nach gethanem Gelübd erholet sich die Fraw / kombt wieder zu sich selbst / und wird in kurtzer Zeit frisch und gesund / wegen dieser höchsten erlangten Gnad / auff daß sie sich danckbar erzeigten / ist sie selber in eigener Persohn zu Gräffenthal gewesen / und zum Zeugnuß ihrer Gesundheit ein wächsenes Bild von zehen Pfunden der Mutter Gottes auff den Dienstag nach Ostern auffgeopffert.

[6.1.56.] Das 56. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knab wird von einem Bruch geheylet.

Der Ehrsame Hanß Hermann auß dem Kellerthal von Sprenten / hat bey Ayden erklärt / daß sein Sohn 4. Jahr lang ein Bruch gehabt / und so gar durchbrochen gewesen / die Artzt hätten ihme kein ander Hilff noch Trost in disem seines Sohns erbärmlichen Zustand / geben / als daß er müßte geschnitten werden / der Vatter aber hätte solches zuverschaffen die Mittel nicht / war also gezwungen Himlische Hilff bey der rechten Helfferin zusuchen / hat Ihme also vorgenommen seinen Sohn Leonhard unser lieben Frawen zuverloben / mit Versprechen ihr heiliges Gottshauß zubesuchen / welches nach dem ers gethan / hat der Knab angefangen / sich zur besserung zu schicken und in etlichen Wochen der Bruch gantz geheylt / daß der Vatter und der Sohn erfrewt worden.

[6.1.57.] Das 57. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw wird wunderbarlich nach einem harten Fahl geheylt.

Niclaus bey Esch auff der Surren Eheliche Haußfraw ist von dem Hewspeicher hinauß auff das Pflaster gar hart gefallen / massen sie ohne Sprach und gleichsamb todt gelegen: so gar auch daß man kein Zeichen deß Lebens an ihr hätte spühren können / in solchem schrecken ist ihr Ehemann auff die Knie gefallen / und hat unser gebenedeyten Mutter ein Walfahrt für sein Fraw verlobt / wo fern sie wiederumb zum Leben und ihrer Gesundheit möchte kommen / wolle er 6. Jahr lang / alle Jahr ein Gulden auffopffern / warauff ihr / etwann über ein viertel Stund die Sprach wieder kommen / und deß andern Tags eben so frisch und gesund erfunden worden / als sie immer vor dem Fall gewesen.

[6.1.58.] Das 58. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw in Kindsnöthen / wird beym Leben erhalten.

Zu Bebekam in einem Dorff gehört in die Pfarrey Mädelsheim / wohnt Niclaus deß alten Webers Sohn / dessen Fraw anderthalben Tag in sehr grossen schmertzlichen Kindsnöthen gelegen / daß man besorge sie werde mit dem Leben nicht darvon kommen / die Hebam und beywesende Weiber wißten kein ander Mittel der armen Frawen zu helffen / als daß sie die Mutter Gottes anruffen / erheben ihre Händ gen Himmel / ruffen mit andächtigem Gebett / O Maria stehe uns bey. Da legten die Hebam die Händ an / und müsten die todte Geburt stuckweiß von ihr ziehen und reissen / were bey nahe vor grossen schmertzen gestorben / wann sie nicht sonderbar von der Mutter GOttes durch ihr treuliche Fürbit bey Ihrem liebsten Sohn / were erhalten worden / solches hat sich zugetragen den Sonntag vor St. Johannis Tag.

[6.1.59.] Das 59. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind der Mutter auß den Armen entfallen / wird wieder lebendig.

Zu Buß in einem Dorff der Abbtey Wargassen Praemonstratenser Ordens zugehörig / wohnt ein Mann mit Nahmen Johannes / dessen Haußfraw Angela ein Kind unversehens auß den Armen entfallen / und alsbald todt von der Erden wider auffgehebt / die Mutter von wegen ihres Kinds voller Hertzenleid verlobt das Kind sambt ihrem besten Rock Unser Lieben Frawen nach Gräffenthal / nach diesem geschehenen Gelübd / hat das Kind den Athem widerumb geschöpfft / und entlich zum vorigen Leben kommen / nach dem sie allesambt erfrewt seynd worden / haben sie das Kind in der H. Charwochen nacher Gräffenthal gebracht und ihren Rock Unser Lieben Frawen auffgeopffert.

[6.1.60.] Das 60. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind in das Wasser gefallen und ertruncken erlangt das Leben.

Ein paar Gottselige Eheleut waren zu derselbigen Zeit zu Büttlingen / welche ein Kind mit Namen Peter gehabt / welches wie die Kinder pflegen dem Wasser nachzugehn / ist darein gefallen und ertruncken / in dem sie also ihres Kinds bedencken / wo es etwan hingegangen seyn möchte / suchen und finden es im rauschenden Bach an dem Gestad ligen und erkaltet. Ein groß jammern und Geschrey entstunde under den Eltern / welche doch ihr Hilff und Zuversicht als zu ihrer Patronia gesucht / und wer allzeit auff sie bawet / der auff Sie trauet der kan auch nicht in gröster Gefahr dahin gebracht werden daß er solt zweiflen an Mütterlichem Beystand. Ruffen derohalben die Eltern O seeligste Jungfraw Maria thue ein Zeichem deß Lebens an unserm Kind / mit Versprechen ein Opffer nach Gräfenthal zu tragen / kaum haben sie die letzte Wort außgesprochen / ist das Kind so drey Stund deß Lebens beraubt / wider zu dem Leben kommen / die solches Wunder-Werck Gottes gesehen / betheuren es hoch den 9. Herbstmonat auff den Tag Gorgonii Mart.

[6.1.61.] Das 61. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind zu Brücken in die Bließ gefallen / wird todt herauß gezogen / und erlangt das Leben.

Auff das glorwürdigste Fest der Himmelfahrt Mariae ist eines Hoffmanns Kind auß Unachtsamkeit der Eltern in die Bließ / welche darneben herab laufft / gefallen und ertruncken / auch zwey Stund darinnen gelegen / ehe sie es gefunden und herauß gezogen / tragens also nach Hauß zum Feur / in Meynung dasselbige zuerquicken / aber alles umbsonst / dann da kein Leben mehr war / köndte das Feur auch keins erwecken / ruffen also bey dem rechten Gnaden-Brunnen / GOTT und Maria wolle sie in ihrer Trübsal erhören / und laßten nicht nach biß sie ihr Kind wieder lebendig hätten / und bringen das Kind nacher Gräffenthal / allwo sie die grosse Werck GOttes höchlich gelobt / und gepriesen haben.

[6.1.62.] Das 62. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knab in schwerer Kranckheit ist durch die Fürbitt Mariae wieder gesund worden.

Nicolaus Newbecker unnd sein Fraw Ottilia von Vehingen haben ein Sohn gehabt / welcher in schwere Kranckheit gefallen / daß sich Todts-Gefahr erzeigte. Sie erinnern sich der vielfältigen Gnaden / so diejenigen empfangen / welche Mariam in dem H. Rosenkrantz andächtig anruffen / begehrt derowegen in die Bruderschafft deß Heil. Rosenkantzes zu Gräffenthal eingeschrieben zu werden / mit grossem Vertrawen / Sie werde ihme durch Krafft deß H. Rosenkrantz in dieser Gefahr und Noth nicht verlassen. Sein Hoffnung war nicht vergebens / dann nach dem er 5 Wochen zu Beth in schwerer Kranckheit gelegen / haben sich augenblicklich die Schmertzen verlohren / bekombt seine vorige Kräfften unnd wird gantz frisch unnd gesund. Diese Gutthat schreibt er allein der Mutter Gottes und ihrem Rosenkrantz zu und zu einer Erkandtnuß / oder Dancksagung haben die Eltern ein Rind auffgeopffert.

[6.1.63.] Das 63. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein todt gebornes Kind wird lebendig und getaufft.

In dem Dorff zu Volcklingen hat ein fraw mit Namen Catharina ein todtes kind auff die Welt gebracht / welches nach anruffender Hilff Mariae / und gelobter Bittschafft nach Gräffenthal / da es ein Stund ohne einiges Zeichen deß Lebens still gelegen / entlich bekombt das Kind das Leben und alsobald getaufft worden / auff das Fest der Geburt Mariae.

[6.1.64.] Das 64. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Zwey andere Kinder werden beym Leben erhalten.

Hanß Keyser von Dietenhoffen / hatte zwey Kinder in Todtsnöthen liegen / daß auch jederman vermeint / sie müssen sterben / in diesem Unfall haben die Eltern von der Fürbitterin Maria / nach dem sie Ihr Hilff angeruffen / gleichmässige Gnad erlang / und seynd beyde Kinder frisch und gesund worden / wegen dieser empfangenen Gnad / hat Hanß Keyser und sein Haußfraw ein stuck Rind-Vieh für sein Opffer nacher Gräffenthal gebracht auff das Fest der 11000. Jungfrawen.

[6.1.65.] Das 65. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein acht jähriger Knab wird under einem schweren Bawholtz wunderbarlich bey dem Leben erhalten.

Ein grosses Wunderwerck hat sich mit diesem 8.jährigen Knaben zugetragen / zu Obergällbach auff den Sambstag in der Frenfasten vor Weyhnachten. Niclaus Hänsel unnd sein Fraw Margaretha erzehlen von ihrem Sohn Thomas genandt / Pater Priorn und dem loblichen Convent zu Gräffenthal daß nemblich ein schweres grosses Bawholtz 30. Schuch [...]24  / mehr als ein Futter Wein schwer / daran 6. Pferdt gezogen / sich umbgeweltzt / daß der Knab überzwerch darunder kommen / welches der Groß-Vatter ersehen / in grossem Schrecken nicht wißte [...] geschehen noch was er anfangen sollt unnd gar seiner selbst vergessen [...] sich auff das Holtz gesetzt / [...] der sein Enckel gelegen / b[...] [...]tzen / die Mutter hört das Jammern / laufft auß der Scheuren / ersiehet ihren Sohn under diesem schweren Last ligen / was Raths: wo Hilff? das Holtz ist schwerlich von dannen zuweltzen. Wendet sich demnach die Mutter zu der kräfftigen Fürbitt Unser Lieben Frawen fallt nider / und rufft Mariam an / O Maria du Mutter der Betrübten und Zuflucht allen deren die dich anruffen / und manchen is seiner Noth erhört hast / erhöre auch mich / auff daß mein Kind möchte bey dem Leben verbleiben / verlobst derohalben mit einem Opffer in das gemelte Gottshauß. Darauff sie so viel Gnad erlangt / daß sie das Holtz von dannen hat können bewegen / und ihren Sohn herauß gezogen / welcher also von dem Holtz verquetscht / daß ihme das lincke Aug vor und ausser dem Haupt stunde / männiglich hat sich über den Last verwundert / daß unmöglich wäre daß das Kind solte bey dem Leben blieben seyn / wann es nicht die H. Jungfraw Maria sonderbar erhalten hätte / wegen diser empfangenen Gutthat / daß ihr Sohn auß diser Gefahr so gnädiglich erlediget worden / haben die Eltern für ihr Opffer ein junges Pferdt dahin gebracht / GOtt und seiner Mutter höchlich Danck zu sagen / und das Lob der H. Jungfrawen Mariae außzubreiten / So geschehen auff den Tag Fabiani unnd Sebastiani M. im Januar.

[6.1.66.] Das 66. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann sambt dreyen andern werden in der Saar beym Leben erhalten.

Zu Brebach nicht weit von Saarbrücken / wollten eylff Personen in einem kleinen Nachen oder Schifflein über die Saar hinübers fahren / weil aber damahls die Saar überfrohren / außgenommen die Fahrt / und ungefähr der Nachen an einem Wiedenstock hart angestossen / daß das Schifflein sich umbgewendet / und alle in das Wasser gefallen seynd. Under disen war einer der Baum von Ranspach genandt / der ergrieffe eylends ein Reiß von der Wieden / in Meynung sich daran zuhalten / weil aber dasselbig so gering / daß es den Last nicht erhalten köndt / zerbricht es / in dieser Noth wußt er nicht zu helffen / weilen auff beyden Seyten das Eyß und das Wasser tieff / ruffte derohalben die Mutter GOttes zu Gräffenthal an / mit grossem Vertrawen / sie werde ihme auß diesem Wasser helffen / in dem ergreifft er ein andere Rutten / halt sich starck und vest daran / in solchem ergreifft Ihn ein anderer Mann und Fraw sambt einem Kind / welche mit dem Leben darvon kommen seynd / die übrig aber under dem Eyß zugrund gangen / wegen errettung ihres Lebens / haben alle vier zu Ehren ihrer Nothhelfferin die Walfahrt auff Pauli Bekehrung mit grosser Dancksagung außgericht.

[6.1.67.] Das 67. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind / welches unversehens ins Wasser gefallen / und under die Mühl-Räder kommen / von aller Gefahr erlediget.

Theobald ein kleiner Knab zu Zweybrücken wolte über das Wasser auff einem Steeg hinüber gehen / strauchlet / und fällt in den Bach nicht weit von der Mühle / also daß das Wasser mit grossem Gewalt das Kind hinab under das Mühle Rad gerissen / die Mutter / welche das gesehen / köndte doch dem Kind nit helffen / sie rufft auß grund ihres Hertzens Mariam an / und befihle ihr das Kind in Ihr Schutz und Schirm. Sehet Wunder! das Knäblein kombt frisch und gesund auß dem Wasser herfür auff den Sand / den Dinstag vor Unsers HErrn Auffahrts Tag / und kommen noch Gräffenthal / loben und preisen / und sagen Danck der Himmel Königin für Mütterliche Beschützung ihres Kinds.

[6.1.68.] Das 68. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw stirbt in der Geburt / kombt wiederumb zum Leben.

Unlengst nach diesem ist ein Fraw zu Wüddersheimb drey Viertel-Stund vom Closter in Kindsnöthen mit jämmerlichem Schmertzen in höchste Gefahr ihres Lebens kommen / sie verlobten sie hin und her an underschiedliche Orthen / funden aber nirgend kein Hilff / sie war gestorben / da ihr Ehemann solches erfahren / daß sie noch nicht hätten die rechte Nothelfferin ersucht / noch angeruffen / faßte gut Hertz / spricht die anwesenden Weiber umb ein andächtiges Gebett an / mit ihm zu Unser lieben Frawen nacher Gräffenthal zuthun / die Gnad zuerlangen / daß sein Haußfraw möchte wieder erquickt werden / und versprechen baarfuß dahin zugehn / 3. heilige Messen lesen zu lassen / warauff sie von einer todten Geburt erlediget und wiederumb zum vorigen Leben kommen.

[6.1.69.] Das 69. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein durchbrochenes Kind / wird geheilt und gesund.

Simon von Bombarbach / zeigt allhie an durch einen unglücklichen Zufahl / daß einer seiner Knaben hab ein Bruch bekommen / daß ihm die Därme ein Faust dick herauß gangen / und mit keinen Bändern mögen eingehalten werden. Disen erbärmlichen Zustand seines Kinds beklagt er der rechten Nothelfferin Mariae / und verlobt ein Pfundt Gelt und ein Bittfahrt zu Unser lieben Frawen zuthun / daß Sie wolle dem Kind wiederumb helffen / darauff nach dreyen Tagen das Eingewayd wiederumb zusammen gewachsen und frisch und gesund worden.

[6.1.70.] Das 70. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind / so in das Wasser gefallen / wird für todt gehalten / kombt wider zum Leben.

Zu Rod bey Keyserslauttern / wohnt Niclaus Mühler / der hatte drey Kinder welche mit einandern auff den Mühle-Bach giengen / und deren eins von drey Jahren fällt in den Bach / da er zum strengsten laufft / wird von dem Wasser ein Steinwurff weit hinab gezogen / wegen der Kinder jämmerliches Geschrey laufft ein Mann herbey / springt in das Wasser / und ergreifft dasselbig / welches schon allbereit bleich / und steiff worden / tragens den Eltern nach Hauß / weilen aller anwesenden Meynung nach das Kind für todt gehalten wird / seynd die Eltern ab einem so traurigen Zustand hoch betrübt / haben sich bedacht ihr Kind unser lieben Frawen zuverloben / bittend underthänigst Sie wolte ihrem Kind das Leben wider geben. Bey werendem Gebett hat das gemelte Kind / welches ohne Athem und ohne Lebens-Zeichen ware / angefangen das Leben zu erholen / den Athem zuschöpfen / die Augen auff gethan / mit Verwunderung der Eltern / welche der Mutter Gottes von wegen eines so schönen Mirackels einhelliglich Danck gesagt.

[6.1.71.] Das 71. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Einer betrangten Kindbetherin / wird auß der Noth geholffen.

Elisabetha eines Weinsieglers Haußfraw von Münchweiler war in sehr schweren Kindsnöthen / daß männiglich an ihrem Leben verzagte / sie begehrt durch ihren Mann / er solle ihrentwegen ein Bittfahrt zu unser lieben Frawen nacher Gräffenthal mit einem Opffer außrichten / es möchte sich mit ihr vielleicht endern / der Mann folgt ihrem Rath und verricht ihr Verlobnuß / darauff sie alsbald mit Niederkunfft glücklicher Geburt ist erfrewet worden.

[6.1.72.] Das 72. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind / so todt auff die Welt geboren / kombt zum Leben.

Matthias Setzers Haußfraw von Wölfflingen war schwanger: das Kind aber starb in Mutter Leib vor der Geburt / welches die Mutter also todt etlich Tag in ihrem Leib getragen / leydet also darmit grossen schmertzen / wußte also kein bessern Rath / dann allein bey der Mutter Gottes nach GOtt Hilff zusuchen / durch Krafft und Verdienst deß Gebetts / da sie nun in starcker Hoffnung verharret und ein halb Pfund Wachs nacher Gräffenthal versprochen / nach diesem gebahr sie bald ein todte Frucht / welche hernach durch die Fürbitt Mariae lebendig worden ist.

[6.1.73.] Das 73. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Knäblein wird von dem reissenden Stein erlediget.

Von Dietenhoffen wart ein drey jähriger Knab / welcher ein unaußsprechlichen Schmertzen an dem reissenden Stein in seiner Blasen erlitten / und außgestanden / daß männiglich ein Mitleyden mit ihm gehabt. Dieweil dann keines Menschen Rath hierinn helffen wolte / hat sich die Mutter zu übernatürlichen Mitteln gekehrt / und zu der Mutter aller Betrübten ihre Zuflucht genommen. Verlobt den Knaben nacher Gräffenthal zuführen / und ein Opffer alda abzulegen / der Schmertzen verlaßt den Knaben nach und nach / der Stein weicht von ihm ab / daß er in kurtzer Zeit zu rechter Gesundheit kommen ist.

[6.1.74.] Das 74. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Schranck fällt ein Kind tu tod / wird wieder lebendig.

Zu Mandelbach nechst bey Hagkirchen auff der Bließ / wolte ein Mann mit Namen Thomas seinem Nachbauren ein Schranck oder Schafft darinnen man die Essen-Speisen auffhält / helffen auffrichten / werden von der Last überwältiget / und schluge ein Kind / so darneben her geloffen zu todt. Der Vatter rufft alsbald die Himmelische Trösterin an / welche dem Kind das Leben wiederumb erwerben kan / die Göttliche Hilff bleibt nicht lang auß / sein Kind ist wiederumb zum Leben kommen / und hat trewlich darfür gedanckt.

[6.1.75.] Das 75. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein unfruchtbare Fraw erlangt durchs Gebett einen Sohn / und wird in Kindsnöthen erhalten.

Zu Medelsheim ist ein Fraw gewesen / welche 20. Jahr unfruchtbar / und ein grosses Verlangen hätte / Kinder zubekommen / gebraucht sie allerhand Mittel / köndte aber dardurch nichts erhalten / einsmahl kam ihr in Gedancken / und führt ihr selbst zu Gemüt / wie die H. Jungfraw Maria zu Gräffenthal verehrt wird wegen vielfältiger Mirackeln und Wunderwerck. Nimmt ihr für eine Bittfahrt dahin anzustellen / sie wurde unfehlbar erlangen was sie begehrt: Ihr Gebett war nicht umbsonst / dann nicht lang darnach / nach dem sie in schweren Kindsnöthen in gröster Todtsgefahr gewesen und und gnädiglich durch die Fürbitt Mariae darvon kommen / ist sie mit einem schönen Söhnlein erfreut worden. Und auff den frewdenreichen H. Ostertag ihr schuldige Dancksagung abgelegt.

[6.1.76.] Das 76. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann wird an seiner Hufft wieder geheilt.

Von Bliedersdorff ist erschienen Leonhardus Innwohner daselbst / und hat bekennt / er seye hieher ein schuldige Bittfahrt bey der Mutter Gottes zu Gräffenthal kommen ablegen / und dancken / dieweil er seinem Nachbauren auff aller Seelen Tag geholffen hab ein Hauß auffschlagen / von einem Balcken getroffen / sechs Wochen lang zu Beth hab ligen müssen. Zu seinem schmertzlichen Schaden habe er allerhand Menschliche Mittel gebraucht / und angewendet / aber nicht helffen mögen / so bald er sich zu der miltreichesten Mutter Gottes mit einer Walfahrt verlobt / der Schaden mit allem Schmertzen alsbald vergangen / und keinem andern / als der seligen Mutter / sein Gesundheit zuschreiben kan.

[6.1.77.] Das 77. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind zu Saarbrücken in einem Brunnen ertruncken / kombt wider zu sich selbsten.

Auff den Donnerstag nechst vor Pfingsten ist ein Kind zu Saarbrücken / dem Grafen von Nassaw zugehörig / jetzt Lutherischer Section / in abwesenheit beyder Eltern in ein Brunnen gefallen und ertruncken / ein Fraw so ungefähr fürüber gangen / findt das Knäblein auff dem Wasser fahren / dörfft die Händ allein nit anlegen / berufft mehr darzu / und ziehens herauß / darzwischen ist mehr als ein Stund verloffen / ehe es die Catholischen Elteren der Mutter Gottes nach Gräffenthal verlobt haben. GOtt der Allmächtige dem alles möglich ist / erhört ihr demütiges Gebett / und das Kind bringen sie lebendig zum Zeugnuß in das Gottshauß in Gegenwärtigkeit viler Personen.

[6.1.78.] Das 78. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind zu St. Johann tod auff die Welt geboren / wird durch Anruffung Mariae wiederumb lebendig.

Nicolaus Hänsel Schuchmacher Sohn zu St. Johann zeigt an / daß sein Haußfraw Angela nach schwerer außgestandener Leibs-Gefahr ein todte Frucht in der Geburt auff die Welt gebracht / darüber sie beyde sehr erschrocken / weil sie schon lang ein Leibs-Erben gewinscht haben / fallen derohalben der Mutter Gottes zu Füssen / in guter Hoffnung / weilen Sie so vielen geholffen / es wurde Ihnen auch nicht fehlen / ihr Hoffnung hat sie auch nicht betrogen / nach gewonlichem Gebett / seynd sie erhört worden / und über ein Stund seind sie mit einem jungen Sohn erfrewet worden / auch ihr Gelübd bey der Mutter Gottes fleissig außgericht.

[6.1.79.] Das 79. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann / drey Jahr lahm wird widerumb geradt.

Nicolaus von Möhringen bey Mertzig bekennt offentlich / daß er drey gantzer Jahr lahm gewesen / daß er ohne Krucken nicht hab für sein Hauß gehn / noch kommen können / verlobt sich entlich mit einem Opffer der Mutter Gottes nacher Gräffenthal / in gutem Vertrawen / gehet darauff schlaffen und befehlt sich GOtt dem Allmächtigen / Morgens da er erwacht / und auffstehen wolt / befindt er sich ohn allen Mangel so gerad / daß er der Krucken vergessen / macht sich alsbald auff mit seinem Opffer nach der Mutter Gottes zugehen / der hochgebenedeyten Mutter grossen Danck zuerweisen / kombt also selbsten mit Verwunderung auff den Sambstag vor Mariae Heimsuchung.

[6.1.80.] Das 80. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Fraw 2. Tag lang blind / wird widerumb sehend.

Peters Schneiders Haußfraw zu Vähingen / überkam ein Haut auff ihren Augen / daß sie darvon zween Tag lang verblindet / darüber wurde sie sehr traurig und kleinmütig / gedacht gleichwol Hilff zu suchen durch unser liebe Fraw bey ihrem allerliebsten Kind / dami sie ihr Gesicht widerumb durch Fürbitt der H. Mutter Gottes möchte erlangen / verlobt sich derohalben mit einem Schaff nacher Gräffenthal warauff sie wünderbarlicher weiß sehend worden / und zwar so vollkommentlich als sie jemahl zuvor gesehen hat / brachte also etliche Tag zu mit Frewden und Dancksagung / für die grosse empfangene Wolthat.

[6.1.81.] Das 81. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Kind in einem Brunnen ertruncken / wird wieder lebendig.

In Säuweiler / auß der Pfarr Medelsheim ist ein paar andächtig Ehevolck gewesen / diese hätten ein einiges Kind / welches auß Fürwitz in ein Brunnen gesehen / und hinunder gestürtzt / und darinnen ertruncken / als nun seine Eltern diese traurige Zeitung vernommen / lauffen sie bald zu dem Orth / da das Kind in Brunnen gefallen / lassen es herauß ziehen / und mit grosser Betrübnuß in ihr Hauß tragen / In dieser Traurigkeit gedencken sie an die vielfältige Gnaden / so damals geschehen seynd / verloben derohalben zu der Mutter Gottes ihr Kind mit sambt einem Opffer und betten alda lang mit grossem Eyffer und Andacht zu der gütigen Jungfrawen / so bald die Eltern das Gelübd gethan / ist das Kind / so drey Stund ohne Lebens Zeichen gelegen / frisch und gesund auffgestanden; für diese grosse Gnad ist sie allzeit danckbar gewesen / und ein Kuhe auffgeopffert für die empfangene Wolthat.

[6.1.82.] Das 82. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein anders so vertruncken kombt wieder zum Leben.

Ein gleiches Mirackel hat sich zugetragen bey Hornbach an einem Kind / welches der geistliche Seelsorger zum ersten in dem Brunnen in acht genommen / daß es ertruncken war / rufft derohalben seine Pfarrkinder zusammen / welche das todte Kind herauß holen solten / die Eltern in grossem Schrecken / fallen in schweren Gedancken auff ihre Knie / und ruffen zu der Mutter Gottes nach Gräffenthal / Sie wolle doch ein Zeichen deß Lebens an ihrem Kind erzeigen / Ihr liebstes Kind Christus JEsus werde Ihr diß nicht abschlagen / Sie wolle ihr flehen und Bitten erhören / verharren so lang in dem andächtigen Gebett / biß sich endlich das Kind mit grosser Verwunderung der Umbstehenden hat angefangen die Glieder zubewegen / darauff das arme Kindlin frisch und lebhafft sich erzeigt und die Eltern wiederumb erfrewet / welche alsbald / was sie versprochen / zu einer Dancksagung ihrer Gutthäterin das Opffer auff dem hohen Altar abgelegt.

[6.1.83.] Das 83. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Adelicher Ritter / wird durch Verlobnuß Mariae auß einer schweren Gefängnuß wunderbarlich erlediget.

Dieser Wol-Edel Gestrenge Ritter hat selbst von seiner Gefängnuß / und erlangten Gnade folgend schrifftliches Zeugnuß geben. Auff den Sambstag nach St. Mattheus deß Evang. bin ich Friderich von Britsch genandt / ergrieffen / und in schwere Gefängnuß geworffen in eisene Blöck geschlagen / biß auff den Dinnstag St. Ottilien Abend / hat [...]25 die H. Mutter Gottes zu Gräffenthal / nach [...] Sie hertzlich / inbrünstig hab angeruffen / gnädiglich erlößt und auß den Banden erlediget / Bin alsbald mit den eisene Banden an den Armen auff einem weissen Pferd nacher Gräffenthal die Verlöbnuß außzurichten / die gebürliche Schuldigkeit abzulegen / dahin gereißt / den hohen Altar samt einem grossen Mariae Bildnuß in der Sonnen mit anderem rothen Kirchen Gewand auff das aller köstlichste machen lassen zu Ehren der Mutter GOttes sein Pferd Ihren auffgeopffert. Diser Gentensperger Ritter hat sich zu ewigen Zeiten ad vivum auff beyden Seiten sich von sein Gemah-[...] zu einem Zeugnuß abmahlen [...] die noch auff den heutigen [...] den Tag scheinbarlich [...]

[6.1.84.] Das 84. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Mann an beyden Händ erlahmet / daß er ihm selbst nichts zu essen geben köndt / wird durch anruffung Mariae wider gesund.

Kilian Braun gebürtig zu Sargemünd in Westerich / nach dem er seinen ehrlichen Abschied von seinem Capitän erhalten / und den Kriegsdienst verlassen / ist er an seinen beyden Händen so gar unmächtig worden / ja sogar erkrummet und erlahmet / daß er ihm auff keine weiß helffen möchte; Bey [...] seinem Elend [...] er entlich [...] Zuflucht zu der Mutter [...] nacher Gräffenthal [...] ein geraume Zeit alda auffgehalten / gebeicht und communiciert / unauffhörlich die Mutter JEsu umb Hilff und Trost angeruffen / in seiner angefangenen Andacht verharret / weilen er also under dem Ampt der Heil. Meß umb sein vorige Gesundheit der Händen starck angehalten / Maria die Jungfraw die so vielen wunderbarlich geholffen hat / Sie wolle ihn auch erhören: Sihe Wunder / da er von dem Ehrwürdigen Pat. Jacobo Keller Priore in Syon um den hohen Altar geführt worden / hat er die vorige Kräfften seiner mangelhafften Händen gäntzlich [...] bekommen und nach un[...] von seiner Lähme erlediget [...] daß er noch auff den [...] an ihm zu sehen zu allerhand Arbeit gebrauchen kan. Diese empfangene [...] hat er dem Notario in beysein underschiedlichen Gezeugen mit Ayden erklärt.

[6.1.85.] Das 85. Exempel.

[Zum Inhalt]

         Ein Weib wird eines grossen unleidenlichen kopffswehe entlediget.

Ein wolbekandte Fraw auß dem Bließkastler Ampt hat bekennt / daß sie ein lange Zeit mit einem stäten Hauptwehe mit vielfältigen Dollheiten [...]

[...]flucht zu der Mutter Gottes genommen hat. Nach dem sie dann der Glorwürdigen Mutter Mariae zu Ehren ein eisenen Krantz neben den Altar gehenckt / von Stund an die gewinschte Linderung ihres Wehe gespührt / und nachmal kein Dollheit mehr empfunden / Nach verrichter Beicht und Communion mit Freuden nacher Hauß gangen / so geschehen auff dem Fest der Kirchweyhung Dominica exaudi anno 1666.

[6.1.86.] Das 86. Exempel.

[Zum Inhalt]

[Abbruch des Fragmentes]




1) Übers.: Erlaubnis des hochwürdigsten Generalvikars der Französich-Belgischen Ordensprovinz. Ich unterzeichneter Generalvikar des Wilhelmitenordens in der französich-belgischen Ordensprovinz erteile die Erblaubnis und Berechtigung, daß die Gunstbezeigungen und Wunder (zu Ehre und Kult der heiligsten jungfräulichen Mutter - die zu befördern wir von der Verpflichtung unseres Amtes angetrieben werden - gesammelt und zu allgemeinem Nutzen bekanntgemacht), die durch die Heilige Jungfrau in Gräfinthal vollbracht wurden, durch den Druck zum öffentlichen Nutzen bekanntgemacht und gedruckt werden. [Zum Text]

2) Übers.: Zweite Billigung. Auch ich halte nach Erwägungen diesen Traktat über die Wunder der Heiligen Jungfrau, der gedruckt werden soll, für völlig würdig der Beachtung und Zustimmung. [Zum Text]

3) Johannes Le Roy, Prior in Blieskastel von 1667 bis zu seinem Tod 13. 2. 1674, nach der Flucht seiner Mitbrüder zeitweise einziger Konventuale in Gräfinthal und erster Prior seit der Resignation des Priors Michael Cruyl (1642 - 1646). [Zum Text]

4) Papst Innozenz IV., 1243 - 1254, vorher Sinibald Fieschi, Graf von Lavagna. [Zum Text]

5) Kaiser Friedrich II., *1194, Kg. 1212, Ks. 1220, +1250. [Zum Text]

6) Wort unleserlich. [Zum Text]

7) Wort unleserlich. [Zum Text]

8) Übers.: ...doch jenen, die in Unglauben leben, sind unglaubliche Wunder geschehen ... [Zum Text]

9) Übers.: ... deshalb seid stark im Glauben und freut auch ihr euch über jene großen und staunenerregenden Wunder, die von Gott zur Erbauung unserer Seelen und zum Wachstum unseres Glaubens gewirkt wurden, damit wir wohl leben im Wissen, wie groß die Macht und Güte unseres Jesus Christus ist. [Zum Text]

10) Übers.: Wer ist wie Gott? [Zum Text]

11) grundherrliche Gerichtsbarkeit. [Zum Text]

12) i.e. Hentern. [Zum Text]

13) Wort unleserlich. [Zum Text]

14) i.e. Göllsdorf bei Rottweil [Zum Text]

15) i.e. Mehlbach [Zum Text]

16) i.e. Breitfurt [Zum Text]

17) Heugabel. [Zum Text]

18) Blatt diagonal abgerissen. [Zum Text]

19) Blatt diagonal abgerissen. [Zum Text]

20) Seite abgerissen. [Zum Text]

21) Seite abgerissen. [Zum Text]

22) Seite abgerissen. [Zum Text]

23) Seite abgerissen. [Zum Text]

24) Vorlage unleserlich. [Zum Text]

25) Vorlage unleserlich. [Zum Text]



Zurück zur Hauptseite