Einleitung.
Adolf Hitler (Rechte: akg).

Am 30. April 1945 hat die Rote Armee die Reichskanzlei bis auf wenige hundert Meter eingekreist. Am frühen Morgen scheint Hitler einzusehen, dass die Nazis den Krieg endgültig verloren haben. Gegen 15.30 Uhr bringt er sich zusammen mit Eva Braun um. Der letzte lebende Augenzeuge, der Hitlers letzte Tage aus nächster Nähe mitverfolgt hat, ist Rochus Misch, sein Telefonist und Leibwächter. Mit seinem umfangreichen Detailwissen ist er ein gefragter Gesprächspartner in Medien und Forschung.

Übersicht.

30.04.1945, Berlin, Kriegsverlauf:

Hitlers Ende: "Der Chef brennt!"

Hitler begeht am 30. April 1945 Selbstmord. Sein Telefonist und Leibwächter Rochus Misch erinnert sich an die letzen Tage im so genannten Führerbunker. Er war seit 1940 im so genannten Führerbegleitkommando tätig und bewegte sich seither im Zentrum der NS-Macht. Er blieb bis zuletzt an Hitlers Seite. Der ehemalige SS-Angehörige schildert das Ende des NS-Regimes aus persönlicher Sicht:

Rochus Misch, Telefonist von Hitler und Mitglied dessen Leibstandarte (Rechte: Erhard Schreiber). Hitlers Telefonist: Rochus Misch. "Es war der Nachmittag des 30. April 1945. Über uns versank Berlin im Chaos, doch im Bunker war es noch stiller als sonst. Hitler und Eva Braun hatten sich verabschiedet. Alle anderen, die sich nicht längst aus dem Staub gemacht hatten, warteten stumm. Wir alle warteten auf den Schuss. Fünf Jahre hatte ich Hitler praktisch überallhin begleitet. Er war nicht mein Führer, sondern mein Chef und ich sein Telefonist. […]

Mein Arbeitsraum lag quasi genau gegenüber dem Schlafraum von Eva Braun. Vielleicht sechs Meter entfernt. Dazwischen war ein Flur, dann folgte ein Warteraum. Die drei zellenartigen Räume von Adolf Hitler lagen daneben. Das Vorzimmer war vom Gang aus erreichbar und dann kam Hitlers Wohn- und Arbeitsraum mit einem Zugang zum Schlafzimmer. Daneben nur eine Nassecke, eine Toilette, ein Waschbecken und Evas Zimmer. Mehr Platz war da nicht. […] Es war hier unten ungemütlich, beklemmend und feucht. Der Dieselgeruch eines Generators hing unangenehm in der Luft. […]

[…] wir konnten es am Gesichtsausdruck Hitlers ablesen, dass es zu Ende geht. Er sah verkrümmt aus und wirkte abwesend, das sorgenvolle Gesicht war fahl und zusammengefallen. Manchmal, wenn ich ihm Depeschen überbrachte, habe ich gesehen, wie Hitlers Hände bei Lesen zitterten und er Schwierigkeiten hatte, die Brille wieder abzusetzen. Ich kannte ihn genau und das war nicht mehr der Mann, den ich fünf Jahre täglich erlebt hatte. […] In den letzten beiden Tagen war die Hoffnungslosigkeit erdrückend. […] Ich habe zugehört, wie Adolf Hitler erst sein privates und dann sein politisches Testament seiner Sekretärin Traudl Junge diktiert hat. Wir saßen Rücken an Rücken. […]

Die Leichen von Mussolini und seiner Geliebten Clara Petacci werden in Mailand am 29. April 1945 an einer Tankstelle aufgehängt (Rechte: akg). Aufgehängt: Mussolini und seine Geliebte. Am nächsten Tag legte SS-General Mohnke eine Karte von der Innenstadt Berlins vor und erläuterte in dürren Worten: 'Im Norden steht der Russe, im Osten, im Süden, im Westen, 300 bis 400 Meter vor der Reichskanzlei.' Als Hitler, übernächtigt, im Morgenmantel und in Hausschuhen wissen wollte, wie lang man sich noch halten könne, bekam er zur Antwort: 'Noch 20 bis 24 Stunden, mein Führer, nicht länger.' […] Gegen halb elf meldete eine Ordonnanz den Tod Mussolinis. Seine Leiche sei an einer Tankstelle kopfüber aufgehängt und von einer schreienden Menge geschlagen, bespuckt und mit Steinen beworfen worden. […] Hitler verlangte, dass er nach seinem Tod verbrannt werden solle, damit man nicht das Gleiche mit ihm mache wie mit Mussolini. […]

Der Chef hat dann seinen letzten Funkspruch durch mich absetzen lassen, der aus fünf verschiedenen Fragen bestand: ‚1. Wo sind die Spitzen von Wenck? 2. Wann greifen sie weiter an? 3. Wo ist die neunte Armee? 4. Wohin bricht die neunte Armee durch? 5. Wo sind die Spitzen von Holste?' Doch diese Einheiten existierten nur noch in der Vorstellung Hitlers. Als Stunde um Stunde keine Antwort kam, erhob er sich plötzlich, um sich von seinen engeren Mitarbeitern zu verabschieden. Er gab jedem die Hand und machte auch eine kleine persönliche Bemerkung. Er entbinde jeden der Anwesenden von seinem Eid. Er hoffe, dass sie die englischen oder amerikanischen Linien erreichten. Und dann die letzten Worte: 'Ich bleibe an dem mir vorbestimmten Ort und werde hier ewige Wache halten.'

Sowjetischer Soldat im Führerbunker, am Ort von Hitlers Selbstmord (Rechte: akg). Danach: Am Ort des Selbstmordes. Am 30. April habe ich Adolf Hitler zum letzten Mal gesehen. Es war vielleicht elf Uhr, da ist er noch einmal aus seinen Räumen gekommen und ging an mir vorbei. Ich stand auf und wir haben uns angeguckt. Er ging dann weiter bis ans Ende des Ganges und wieder zurück, dort blieb er irgendwie unschlüssig stehen. Ich schaute hinterher, da drehte er sich noch mal um und verschwand. Anschließend hat er seinem Leibdiener oder seinem Adjutanten gesagt, dass er nicht mehr gestört werden möchte. Dann hat er sich bei Bormann, Goebbels und den anderen, die da waren, verabschiedet. Das konnte ich aus drei, vier Metern Abstand sehen. Danach war es ganz ruhig.

Plötzlich hörten wir, wie in den noch nicht zerstörten Räumen der Reichskanzlei getrunken und gefeiert wurde. Musik und Lärm dröhnten bis zu uns nach unten. Die strenge Disziplin hatte sich vollkommen aufgelöst. Ich wurde beauftragt, in der über dem Bunker liegenden Kantine anzurufen, um das Gelage dort zu beenden. Dann wurde eine Ordonnanz nach oben geschickt, die mitteilen sollte, der Führer sei im Begriff zu sterben. Aber die da oben waren so betrunken, dass sie gar nicht darauf reagierten.

Kiste mit verbrannter Leiche Hitlers (Rechte: akg). Verbrannt: Hitlers Leichnam. Unten im Bunker sahen wir uns an und jeder horchte. Wir warteten auf den Schuss. Ich habe allerdings nichts gehört. Dann rief jemand: 'Linge, Linge, ich glaube es ist soweit.' Heinz Linge, der Leibdiener von Hitler, stieß mich zur Seite und trat vor Hitlers Tür. […] Wer als Erster die Tür aufgemacht hat und Hitlers Leichnam fand, weiß ich nicht mehr. Ich habe Hitler ganz schlaff auf dem Sofa sitzen sehen. Eva Braun lag neben ihm, mit angezogenen Knien, und er hing so vorne über. […] Später haben sie dann die Leiche an mir und anderen vorbei getragen. Sie trugen ihn nach oben ins Konferenzzimmer. Wir bildeten so eine Art Spalier. Das Letzte, was ich von ihm sah, waren seine Schuhe. […]

Ein Mitarbeiter meinte noch zu mir: 'So, jetzt wird der Chef verbrannt, geh mal schnell rauf.' - 'Nee', sagte ich. 'Ich geh da nicht rauf, geh du rauf.' Aber der wollte auch nicht. Als die Leiche Hitlers im Bereich der Neuen Reichskanzlei mit Benzin entfacht war, ging bei uns unten die Parole um: 'Der Chef brennt!' Keiner wusste mehr, was er tun sollte. Die Stimmung bei uns, den Letzten im Bunker, war eine merkwürdige Mischung aus Apathie, Angst und Orientierungslosigkeit."

Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll von Wolfgang Weismantel und Matthias Franck, entnommen aus:
Elke Fröhlich (Hrsg.): "Als die Erde brannte - Deutsche Schicksale in den letzten Kriegstagen", Knaur Taschenbuchverlag, München April 2005

Dominik Reinle, WDR

Einführung

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Kriegsverlauf

Das Deutsche Reich begann den Zweiten Weltkrieg im September 1939, um zur Weltmacht aufzusteigen und "Lebensraum" im Osten zu gewinnen. Dazu gehörte die physische Auslöschung von Völkern und Staaten oder deren Versklavung aus rassistischen Gründen. Bis 1945 wütet der Krieg. Er kostet mehr als 55 Millionen Menschen, Soldaten und Zivilisten das Leben. Darunter über sechs Millionen in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern. mehr

Weitere Informationen

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Hitler begeht Selbstmord

Gegen 15.30 Uhr beging Hitler gemeinsam mit Eva Braun, die er am Tag zuvor geheiratet hatte, in seinem Wohnzimmer im Führerbunker Selbstmord.

Autor: Jan Ogiermann, rbb-online
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"Bedingungslos und bis zum Tode"

In seinem Testament hat Hitler seinen letzten Getreuen zu seinem Nachfolger bestimmt: Goebbels ist jetzt Reichskanzler. Doch ohne den "Führer" ist sein Leben für ihn sinnlos; er begeht Selbstmord.

Quelle: WDR

Autor: Dominik Reinle, WDR
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Externe Links

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Biographische Daten von Adolf Hitler

Angaben des "Lebendigen virtuellen Museums Online" (LeMo). mehr

Biographische Daten von Eva Braun

Angaben des "Lebendigen virtuellen Museums Online" (LeMo). mehr

Hitlers letzte Zuflucht

Der Führerbunker in Berlin (3sat, 9.8.2004). mehr