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Kapitel 10 Index  Artikel: Emigration
 
 
Textübergreifende Aufgaben
 
Rudolf Kaufmann
(1909 - nach 1941)
 
Kaufmann wurde am 3. April 1909 in Königsberg geboren und wurde - irgendwann nach 1941 - in Litauen erschossen. Er war Deutscher jüdischer Abstammung, aber Christ in zweiter Generation, und einer der unglücklichen Emigranten, die während der Nazizeit nach Dänemark kamen, ohne dort Fuß fassen zu können.
Kaufmann, der ein Vetter von Olga: Kuttner war und der Schwager von Curt Teichert wurde, war als Geologe ausgebildet und hatte sein Examen bei Serge von Bubnoff an der Universität Greifswald abgelegt. Unter Geologen wird man sich seiner wegen seiner bedeutenden Arbeit über die Trilobitengattung Olenus aus dem Oberkambrium auf Bornholm und in Schweden erinnern: Die von ihm in seiner Abhandlung benutzte Bezeichnung "Artabwandlung" erscheint weitaus prägnanter als der jetzt zumeist benutzte englische Terminus "in traspecific directional modification": Eine andere geologische Arbeit von seiner Hand behandelt ein rein dänisches Thema: die Tektonik des Grundgebirges auf Bornholm.
Die Katastrophe ereilte ihn 1933, als er als "Nicht-Arier" bezeichnet wurde; damit war eine weitere geologische Laufbahn in Deutschland ausgeschlossen. Kaufmann war ein tüchtiger Fotograf und trainierter Sportler und versuchte, sich mit Hilfe dieser Fertigkeiten durchzuschlagen. Erst kam er nach Dänemark, wo eine Anstellung als Geologe damals nicht im Bereich der Möglichkeiten lag; hier versuchte er sich als Fotograf und zugleich als Ausbilder in Athletik, musste es aber aufgeben. Ein neuer Versuch, diesmal in Italien, scheiterte ebenfalls. Zuletzt musste er nach Deutschland zurückkehren, wo er eine Stelle als Lehrer an einer jüdischen Schule erhielt; kurz darauf wurde er verhaftet. Erst in der allgemeinen Verwirrung bei Kriegsausbruch im September 1939 konnte er nach Litauen fliehen. Als dieses Land im folgenden Jahr von den Russen besetzt wurde, gelang es Kaufmann, eine Stelle bei der" Geologischen Untersuchung" (Geological Survey) zu erhalten, und er hatte begonnen, über fossilhaltige erratische Blöcke in Litauen zu arbeiten, als er nach der Besetzung Litauens durch deutsche Truppen (1941) zu einem unbekannten Zeitpunkt bei der Feldarbeit von Nazi-Soldaten als "der Jude Kaufmann aus Königsberg" erkannt und erschossen wurde. Ein sinnloser Tod hatte ein unschuldiges Opfer eingeholt.