Tierhandlung. Mr. Praline betritt den Laden, in der Hand einen Vogelkäfig mit einem toten Papagei. Er geht zum Tresen, wo der Ladenbesitzer versucht, sich unter der Registrierkasse zu verstecken.

Praline (John) Hallo, ich möchte bitte eine Beschwerde vorbringen ... Hallo? Miss?

Ladenbesitzer
(Michael) Was meinen Sie mit Miss?

Praline
Oh, Entschuldigung, ich bin erkältet. Ich möchte eine Beschwerde vorbringen.

Ladenbesitzer Tut mir leid, wir schließen über Mittag.

Praline Das vergessen wir mal ganz schnell, junger Freund, ich möchte mich beschweren wegen dieses Papageien, den ich vor keiner halben Stunde in diesem ganz hervorragenden Fachgeschäft erworben habe.

Ladenbesitzer Ach ja, der Norwegische Jako. Was stimmt denn nicht mit ihm?

Praline Ich sag Ihnen, was nicht mit ihm stimmt. Er ist tot, das stimmt nicht mit ihm.

Ladenbesitzer Nein, nein, er ruht, sehen Sie!

Praline Hören Sie, mein Freund, ich erkenne einen toten Papagei, wenn ich einen toten Papagei sehe - und in eben diesem Moment sehe ich einen.



Ladenbesitzer Nein, nein, Sir, er ist nicht tot, er ruht sich aus.

Praline Er ruht sich aus?

Ladenbesitzer Jaaa, außergewöhnliches Tierchen, der Norwegische Jako, hübsches Gefieder, nich'?

Praline Um das Gefieder geht's nicht - er ist mausetot.

Ladenbesitzer Nö, nö - er ruht bloß.

Praline Also gut, wenn er bloß ruht, weck ich ihn eben auf.
(Brüllt in den Käfig) Hallo, Polly! Ich hab hier einen feinen Tintenfisch für dich, wenn du aufwachst, Pollylein!

Ladenbesitzer
(stupst den Käfig) Da, er hat sich bewegt.

Praline Hat er nicht! Das waren Sie, Sie haben gegen den Käfig gestoßen.

Ladenbesitzer Hab ich nicht.

Praline Haben Sie wohl.
(Nimmt den Papagei aus dem Käfig, ruft) Hallo, Polly, Polly, Pollylein! Aufwachen, Polly. (Wirft ihn in die Luft und läßt ihn auf den Boden fallen) ... Also das nenn ich einen toten Papagei.

Ladenbesitzer Nein, nein, er ist bewußtlos.

Praline Hör mal, Freundchen, mir reicht's jetzt langsam. Dieser Papagei weilt definitiv nicht mehr unter den Lebenden. Und als ich ihn vor knapp einer halben Stunde gekauft habe, haben Sie mir versichert, seine Bewegungslosigkeit wäre darauf zurückzuführen, dass er vom vielen Plappern bloß noch ganz schlapp sei.

Ladenbesitzer Er hat wahrscheinlich Sehnsucht nach den Fjorden.

Praline Sehnsucht nach den Fjorden, was für ein Unsinn ist jetzt das? Was glauben Sie, warum hat er sich platt auf den Rücken gelegt, als ich nach Hause kam?

Ladenbesitzer Er ratzt am liebsten auf dem Rücken, der Norwegische Jako. Hübscher Vogel, wunderbares Gefieder.





Praline Hören Sie, ich habe mir erlaubt, diesen Papagei zu untersuchen, und ich habe herausgefunden, dass er vorher nur deshalb auf der Stange gesessen hat, weil er dort festgenagelt war.

Ladenbesitzer Aber selbstverständlich war er dort festgenagelt. Sonst würd er mit diesen Gitterstäben kurzen Prozess machen, und - husch!

Praline Ich sag Ihnen was, Kamerad
(nimmt den Papagei) , dieser Papagei würde nicht huschen, und wenn ich viertausend Volt durch ihn durchjagen würde. Er ist gottverdammtnochmal von uns gegangen.

Ladenbesitzer Ist er nicht, er hat Sehnsucht.

Praline Er hat keine Sehnsucht, er hat das Zeitliche gesegnet. Dieser Papagei ist nicht mehr. Er hat aufgehört zu sein. Er ist abberufen worden und eingegangen zum Herrn. Das ist die seelenlose Hülle eines Papageien. Der Lebensodem ist aus ihm gewichen, er ruhet im ewigen Frieden. Wenn Sie ihn nicht festgenagelt hätten, würd er längst die Radieschen von unten besehen. Er hat den Schirm zugemacht und zwitschert jetzt Halleluja auf seiner himmlischen Wolke. Dies ist ein Ex-Papagei.

Ladenbesitzer Tja, dann tausch ich ihn wohl besser um.
(Ab.)

Praline
(zur Kamera) Wenn Sie in diesem Land irgendwas geregelt kriegen wollen, können Sie sich den Mund fusselig reden.




Aus Folge 8: "Nackte Tatsachen" (Aufnahme Nov. 69)